Megadeal in Spanien: Großbank BBVA will Konkurrenten Sabadell schlucken. Italiens erstarkte Finanzriesen schielen ins Ausland. Fusionsdruck steigt - auch auf deutsche Häuser.

In den noch immer viel zu kleinteiligen europäischen Bankenmarkt kommt Bewegung. Die spanische Großbank BBVA hat einen erneuten Anlauf gestartet, den Konkurrenten Sabadell zu übernehmen. Gelingt die Transaktion, würde sich die Nummer zwei des spanischen Marktes die Nummer vier einverleiben. Es entstünde ein neuer europäischer Bankenriese mit einem Börsenwert von 70 Milliarden Euro (zum Vergleich Deutsche Bank: 30 Milliarden Euro), einer Bilanzsumme von einer Billion Euro und 100 Millionen Kunden. In Europa würde das Institut auf Platz drei rangieren nach der spanischen Bank Santander und dem französischen Branchenprimus BNP Paribas.

„Die Verbindung der beiden Institute wäre das attraktivste industrielle Projekt in Europa", heißt es in der schriftlichen Offerte von BBVA, die Sabadell mit einem Aufschlag von 30 Prozent zum letzten Schlusskurs vor Bekanntwerden der Offerte bewertet. BBVA will die Transaktion komplett durch Ausgabe neuer Aktien bezahlen. Einige Analysten sehen das kritisch und halten eine Barkomponente für sinnvoll.

Auch an der Börse war das Echo geteilt. Die BBVA-Aktie geriet nach der Ankündigung unter Druck, die Papiere von Sabadell legten dagegen zu. Und die Partie ist noch längst nicht in trockenen Tüchern. So hat sich das Sabadell-Management bislang noch nicht dazu geäußert. Zudem gibt es wettbewerbsrechtliche und auch politische Hürden - Sabadell ist das zweitwichtigste Finanzinstitut Kataloniens. Der Hauptsitz von BBVA ist die baskische Metropole Bilbao.

Italiens Großbanken könnten kräftig mitmischen

Auch von Italien aus könnten sich nach Einschätzung von Branchenexperten schon bald größere nationale und internationale Zusammenschlüsse anbahnen. Angetrieben von den hohen Notenbankzinsen haben vor allem Großbanken wie Intesa Sanpaolo (64 Milliarden Euro Börsenwert) und Unicredit (58 Milliarden Euro) im vergangenen Jahr Rekordgewinne in Milliardenhöhe eingefahren - und könnten bei der europäischen Bankenkonsolidierung kräftig mitmischen. Unicredit-Chef Andrea Orcel bezifferte kürzlich die für Zukäufe bereitstehenden Mittel auf rund zehn Milliarden Euro.

Als potenzielles Ziel in Italien gilt dabei die Traditionsbank Monte dei Paschi di Siena, die bis Jahresende privatisiert werden soll. Unicredit kann dabei mit seiner deutschen Tochter HVB bereits auf umfassende Erfahrungen bei internationalen Transaktionen zurückgreifen. Experten sehen nicht nur im italienischen, sondern auch im deutschen Markt Konsolidierungsbedarf. Auch Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing hatte immer wieder auf die Notwendigkeit von europäischen Bankenkonsolidierungen hingewiesen, die „irgendwann kommen müssen", wie er kürzlich sagte. Für internationale Zusammenschlüsse müssten aber erst noch die regulatorischen Voraussetzungen verbessert werden. Die Commerzbank sieht sich dagegen nicht als Übernahmeziel, auch wenn immer wieder darüber spekuliert wird. Die Kunden der Bank wollten ein eigenständiges Institut, sagte Commerzbank-Chef Manfred Knof kürzlich. Eine Fusion, insbesondere mit der Deutschen Bank, sei „nicht unser Thema".

Commerzbank (WKN: CBK100)

Fazit

Seit Jahren wird von Branchenexperte eine stärkere Konsolidierung unter den europäischen Banken gefordert, um deren Kosten, Wettbewerbsfähigkeit und Krisenresistenz zu verbessern. Viele Institute haben das aktuelle Zinsumfeld und die guten Ergebnisse bereits genutzt, um sich besser aufzustellen. Spätestens wenn die EZB die Leitzinsen wieder senkt und die Gewinne einiger Häuser erodieren, könnte der Druck zu Zusammenschlüssen wieder zunehmen.


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