Der dänische Pharmakonzern legt vorzeitig Zahlen zum ersten Halbjahr vor und wird für das Gesamtjahr nun deutlich vorsichtiger. Investoren reagieren entsetzt auf die Prognosesenkung, die Anteilsscheine geben deutlich nach.
Novo Nordisk hat heute und damit früher als erwartet erste Einblicke in die Geschäftsentwicklung der letzten Monate gegeben. Für das zweite Quartal weist der Konzern zu konstanten Wechselkursen ein Umsatzwachstum von 18 Prozent aus, der operative Gewinn kletterte deutlich stärker und fiel 40 Prozent höher aus als vor einem Jahr.
Im gesamten ersten Halbjahr steht ebenfalls ein Umsatzwachstum von 18 Prozent zu Buche, der operative Überschuss gewann 29 Prozent.
Die Ergebnisse wurden dabei positiv durch die Anpassungen der Brutto- zu Nettoverkäufen in Bezug auf Vorjahre beeinflusst, teilte Novo Nordisk mit. Beim Anstieg des operativen Ergebnisses kam auch eine Wertminderung im Vorjahresquartal zum Tragen, die der Konzern für die beendete Entwicklung des Wirkstoffkandidaten Ocedurenone vornahm. Diese sei jedoch teilweise durch Auswirkungen der Übernahme von drei Produktionsstätten von Catalent ausgeglichen worden.
Prognose gesenkt
Für die kommenden Monate zeigt sich das Management nun aber vorsichtiger und schraubt die Jahresziele runter: Statt 13 bis 21 Prozent Umsatzwachstum trauen sich die Dänen nur noch acht bis 14 Prozent zu. Dabei soll der operative Gewinn um zehn bis 16 Prozent zulegen, die bisherige Zielsetzung sah ein Plus von 16 bis 24 Prozent vor.
Novo Nordisk berücksichtigt damit seine gesunkenen Wachstumserwartung für die zweite Jahreshälfte. Diese betrifft vor allem das Geschäft mit den Abnehm-Präparaten Wegovy und Ozempic in den USA. Auch schwächer als erwartete Durchdringung in internationalen Märkten, Konkurrenz sowie das zunehmende Aufkommen von "unsicheren und rechtswidrigen Mischungen" mit dem Wirkstoff Semaglutid setzen zu. In der neuen Prognose für den operativen Gewinn berücksichtigt der Konzern die geringeren Zuwächse beim Umsatz, die teils durch reduzierte Ausgaben aufgefangen werden sollen.
Neuer Chef
Dazu gab Novo Nordisk heute einen Chefwechsel bekannt: Maziar Mike Doustdar, bislang Vizepräsident für die internationalen Geschäfte, übernimmt zum 7. August als CEO. Er folgt dann auf Lars Fruergaard Jørgensen, der das Amt seit Anfang 2017 bekleidet hat.
Aktie stürzt ab
Investoren reagieren entsetzt auf die gesenkten Wachstumsaussichten: Im Xetra-Handel brechen die Papiere um mehr als 25 Prozent ein. Auf Sicht eines Jahres hat sich der Börsenwert mehr als halbiert.
Fazit
Die Prognosesenkung erwischt Anleger heute vollkommen auf dem falschen Fuß. Das Management bereitet die Anleger bereits auf eine anspruchsvolle zweite Jahreshälfte vor. Gleichwohl ermöglicht dies dem neuen CEO auch einen Start mit etwas weniger Druck.
Trotz der bereits schwachen Kursentwicklung der letzten Monate büßen die Papiere in der ersten Reaktion kräftig ein. Mehr Details soll es am 6. August geben, wenn Novo Nordisk wie geplant den kompletten Halbjahresbericht mit weiteren Informationen vorlegt. Einen Tag später folgen die Ergebnisse des Konkurrenten Eli Lilly.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Novo-Nordisk AS B.