Die Schweizer legen im Rennen um den Markt für Abnehm-Präparate nach. Am Mittwoch gaben sie eine Entwicklungs- und Vertriebspartnerschaft mit Zealand Pharma bekannt. Der Deal hat ein Volumen im mittleren einstelligen Milliardenbereich. Während die Aktien von Roche und Zealand zulegen, geben die Papiere von Novo Nordisk ab.
Im Rahmen der am Mittwoch verkündeten Partnerschaft werden Roche und Zealand „Petrelintid“ gemeinsam entwickeln und – im Falle einer Zulassung – vermarkten. Der Kandidat zur Behandlung von Fettleibigkeit befindet sich aktuell in der Phase II der klinischen Erprobung und ist ein sogenanntes Amylin-Analogon. Es verspricht eine ähnliche Gewichtsabnahme wie die GLP-1-Präparate „Ozempic“ und „Zepbound“ von Novo Nordisk und Eli Lilly, soll jedoch besser verträglich sein und weniger stark zum Abbau von Muskelmasse führen.
Die Schweizer zahlen vorab 1,65 Milliarden Dollar an Zealand. Weitere 1,2 Milliarden werden fällig, wenn Petrelintid in die Phase-III-Studie zu einer Mono-Therapie eintritt. Über verkaufsabhängige Meilensteine kann sich die Gesamtsumme auf bis zu 5,25 Milliarden Dollar erhöhen. Die beiden Unternehmen wollen den Kandidaten sowohl als eigenständige Therapie, als auch in einer Fixkombination mit „CT-388“ von Roche erproben. Der GLP-1-Rezeptor-Agonisten befindet sich seit der 2,7 Milliarden Dollar schweren Übernahme des US-Unternehmens Carmot Therapeutics Ende 2023 in der Pipeline der Schweizer.
Die Anleger reagieren am Mittwoch erfreut auf den Milliarden-Deal. An der heimischen SIX legt die Roche-Aktie rund fünf Prozent zu, die Papiere von Zealand Pharma schießen in Frankfurt sogar fast 40 Prozent in die Höhe. In der Zwölf-Monatsbetrachtung steht jedoch weiterhin ein Minus von knapp zwei Prozent zu Buche. Nachdem im Sommer positive Daten zum zusammen mit dem deutschen Pharma-Konzern Boehringer Ingelheim entwickelte Medikamenten-Kandidaten „Survodutide“ den Kurs stark getrieben hatten, belasteten in den letzten Monaten unter anderem die Rückschläge bei Novo Nordisks „CagriSema“ (€uro am Sonntag berichtete) die Papiere.
Die Aktie des dänischen Pharma-Riesen verliert als Reaktion auf die Kooperation von Roche und Zealand weitere vier Prozent und notiert zur Stunde nur noch knapp über der Marke von 68 Euro. Das Chartbild hat sich damit weiter eingetrübt und es droht ein Rücksetzer bis auf etwa 65 Euro.
Fazit
Roche-CEO Thomas Schinecker hatte im vergangenen Sommer angekündigt, beim Thema Abnehm-Präparate Gas geben zu wollen und hält Wort. Für Zealand ist die Zusammenarbeit eine Erfolgsmeldung, auf die die Börse schon seit längerem spekuliert hatte. Klar ist aber auch: Bis die beiden Unternehmen den Platzhirschen Novo Nordisk und Eli Lilly Konkurrenz in Form eines zugelassenen Medikaments machen können, werden noch Jahre vergehen.