Weniger neue Aufträge, viele Stornierungen: Die Stimmung in der deutschen Baubranche ist laut jüngster Ifo-Daten im Keller – und auf dem wichtigen China-Immobilienmarkt kriselt es ebenfalls. Das bekommt Wacker Chemie schmerzlich zu spüren.

Der Spezialchemiekonzern zählt Unternehmen aus der Bauindustrie zu seinen wichtigsten Kunden, die es etwa mit Imprägnierungen für Baustoffe oder Zusätzen für verschiedene Putzarten und Zement beliefert.

Und so verwundert es nicht, dass das MDAX-Mitglied im vergangenen Jahr einen Umsatzeinbruch um 22 Prozent auf 6,4 Milliarden Euro verkraften musste.

Teure Energie belastet

Das operative Ergebnis (Ebitda) sank vorläufigen Zahlen zufolge gegenüber 2022 um 60 Prozent auf 824 Millionen Euro. Als Ursache nannte Wacker niedrigere Preise, hohe Energiekosten und eine niedrige Auslastung der Produktionsanlagen infolge des geringeren Umsatzvolumens.

Gewinn schrumpft

Das Jahr 2022 war mit 2,08 Milliarden Euro Ebitda ein Rekordjahr gewesen. Unter dem Strich dürften die Münchner 2023 einen Gewinn in Höhe von 330 Millionen Euro erzielt haben, nach 1,3 Milliarden Euro im Vorjahr. Damit verfehlte der Konzern die bereits gesenkten Erwartungen. Im Herbst 2022 hatte Wacker einen Umsatz von rund 6,5 Milliarden Euro sowie ein Ebitda in Höhe von 800 bis 900 Millionen Euro in Aussicht gestellt.

Unter Druck

Schlecht lief etwa das Geschäft mit Polysilizium, das in der Halbleiterpoduktion, aber auch für Solarsysteme benötigt wird. Hier sank das Ebitda um 61 Prozent auf 321 Millionen Euro, der Umsatz reduzierte sich um 30 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro. Das Unternehmen sieht sich hier Preisdruck vor allem aus China ausgesetzt.

Baubranche kriselt

Auch der Silikon-Bereich mit viel Kundschaft aus der Baubranche hatte zu kämpfen. Hier ging das Ebitda gegenüber dem Vorjahr sogar um 73 Prozent auf 236 Millionen Euro zurück. Der Umsatz schrumpfte um 21 Prozent auf 2,74 Milliarden Euro.

Kundschaft hält sich zurück

„2023 ist der Industriemotor weltweit ins Stottern geraten. Viele Unternehmen haben die Folgen zu spüren bekommen. Auch wir bei Wacker“, sagte Vorstandschef Christian Hartel. „Der Preisdruck war hoch, die zu Beginn des Jahres erhoffte Erholung der Nachfrage auf Kundenseite hat nicht stattgefunden. Die weiterhin hohen Energiepreise in Deutschland haben unser Geschäft zusätzlich belastet.“

Es bleibt schwierig

Nicht nur das: Der Konzernlenker sieht derzeit keine Erholung der Nachfrage. Das Unternehmen will nun verstärkt auf Effizienz und Kostendisziplin achten.

Wacker Chemie (WKN: WCH888)

Fazit

Auf Sicht der letzten sechs Monate hat die Aktie rund 29 Prozent an Wert verloren. Dass sich das Marktumfeld für den Spezialchemie-Konzern in absehbarer Zeit aufhellt, ist nicht zu erwarten.