Als Vermieter von Rechenkapazitäten in Datenzentren profitiert der Konzern stark vom Boom um künstliche Intelligenz. Der Umsatz wächst rasant, die Kosten allerdings auch. Weil auch der Ausblick nicht gänzlich überzeugt, rutschen die Anteilsscheine des Börsenneulings ab. 

Der Konzern aus dem US-Bundesstaat New Jersey bietet eine Cloud-Plattform, mit der Kunden Rechenkapazitäten in Datenzentren nutzen können, beispielsweise für das Trainieren und Ausführen großer Modelle der künstlichen Intelligenz (KI). Dafür betreibt CoreWeave Rechenzentren, die mit zahlreichen Grafikprozessoren (GPUs) ausgestattet sind, vor allem von Nvidia. 

Weil KI boomt, die Anschaffung eigener Kapazitäten aber kostenintensiv ist, floriert das Geschäft. Für das zweite Quartal meldete der Konzern einen Umsatz von rund 1,2 Milliarden Dollar, zum Vorjahr (etwa 395 Millionen Euro) eine Verdreifachung. Analysten hatten im Schnitt nur 1,08 Milliarden Dollar erwartet.

Das Geschäft hängt allerdings massiv an Microsoft. Der Hard- und Softwarekonzern stand im abgelaufenen Jahresviertel für 71 Prozent des Umsatzes. Durch eine im März geschlossene Kooperation mit dem Unternehmen OpenAI erwartet CoreWeave, dass der Entwickler des Chatbots ChatGPT künftig ein bedeutender Kunde ist. 

Expansion belastet Profitabilität

„Wir expandieren rasant, um der beispiellosen Nachfrage im Bereich KI gerecht zu werden“, äußerte sich Konzernchef Michael Intrator. Dies zeigt sich im Zahlenwerk: Die operativen Aufwendungen haben sich zum Vorjahr mehr als verdreifacht. Trotz des deutlich gestiegenen Umsatzes büßte der operative Gewinn dadurch von 77,7 auf 19,2 Millionen Dollar ein. Die entsprechende Marge brach von 20 auf zwei Prozent ein. 

Unter dem Strich stand ein Nettoverlust von 290,5 Millionen Dollar, eine leichte Verbesserung gegenüber den 323 Millionen Dollar der Vorjahresperiode. Analysten hatten jedoch mit einem etwas geringeren Fehlbetrag gerechnet. 

Für den Ausbau seiner Kapazitäten nimmt der Konzern viel Geld in die Hand. Im abgelaufenen Quartal schloss CoreWeave den Zukauf von Weights & Biases für einen niedrigen einstelligen Milliardenbetrag ab. Anfang Juli wurde die Übernahme des Rechenzentrumbetreibers Core Scientific bekanntgegeben. Die Transaktion in Aktien hat einen Wert von neun Milliarden Dollar. Zudem wollen die US-Amerikaner für ein neues Rechenzentrum im Bundesstaat Pennsylvania mehr als sechs Milliarden Dollar aufwenden. 

Umsatzziel angehoben

Investitionen belasten die Profitabilität. Im laufenden Quartal soll der operative Gewinn zwischen 160 und 190 Millionen Dollar liegen. Die Konsenserwartung der Analysten lag derweil minimal über dem oberen Ende der Spanne. 

Für das Gesamtjahr hob das Management das Umsatzziel leicht an. Statt bisher 4,9 bis 5,1 werden zwischen 5,15 und 5,35 Milliarden Dollar anvisiert. Die Prognose für den bereinigten operativen Gewinn blieb unverändert, ebenso plant CoreWeave unverändert mit Investitionsausgaben von 20 bis 23 Milliarden Dollar. 

CoreWeave Inc. A (WKN: A413X6)

Aktie gibt nach

An der Börse kamen Zahlen und Ausblick derweil nicht gut an. In Frankfurt rutschen die Papiere rund 13 Prozent ab. CoreWeave ging erst Ende März in den USA an die Börse, an deutschen Handelsplätzen ist die Kurshistorie noch kürzer. Ausgegeben zu 40 Dollar, hat sich der Kurs zwischenzeitlich mehr als vervierfacht. Vom Hoch ging es wieder spürbar zurück, mit knapp unter 130 Dollar liegen die Papiere aber noch immer weit im Plus. 

Analysten der Investmentbank Jefferies verwiesen auf die verbleibenden Leistungsverpflichtungen. Diese seien stark gestiegen (Stand Ende Juni: etwa 30 Milliarden Dollar), „boten jedoch weniger Spielraum für weitere Kursanstiege, da die Erwartungen der Käuferseite bereits hochgeschraubt waren“. Kollegen von Barclays schrieben: „Die anhaltende Skalierung der Infrastruktur unterstreicht die anhaltende Dynamik im Geschäft von CoreWeave.“

Fazit

CoreWeave wächst weiter rasant und erweitert seine Kapazitäten, um die Nachfrage zu bedienen. Dies belastet die Profitabilität. Auf Jahresbasis rechnen Analysten für 2027 mit ersten Nettogewinnen. Hinzu kommen eine wachsende Verschuldung und die momentane Abhängigkeit von wenigen großen Kunden.

Dazu könnte es bei der Aktie nun volatiler werden: Die Lock-Up-Periode für Insider nach dem Börsengang endet zum Handelsschluss des zweiten Tages nach Veröffentlichung der Zahlen zum zweiten Quartal. Dies entspricht somit dem morgigen Donnerstagabend. Kurzum: Anleger warten hier erstmal ab, Analysten stufen die Papiere momentan mehrheitlich als Halteposition ein.