Seit Ende 2010 schwelt ein Rechtsstreit zwischen Infineon und dem Qimonda-Insolvenzverwalter. 2006 hatte der Chiphersteller sein Speichergeschäft ausgegliedert und im Wege zweier Sacheinlagen in Qimonda eingebracht. Drei Jahre später stellte Qimonda Insolvenzantrag.
Wie wertvoll war das Speichergeschäft wirklich?
Nun liegt das Gutachten des gerichtlich bestellten Sachverständigen vor. Es beziffert den Wert des Speichergeschäfts auf minus eine Milliarde Euro, den Wert der Sacheinlangen aber auf 600 Milliarden Euro. Dem Insolvenzverwalter zufolge soll das von Infineon ausgegliederte Speichergeschäft nicht werthaltig gewesen sein. Er klagt daher auf Erstattung der Differenz zu den Ausgabebeträgen der an Infineon im Zuge der Ausgliederung von Qimonda ausgegebenen Aktien.
Haftungsfrage offen
Die Vorlage des Gutachtens ist einen Zwischenschritt im andauernden Rechtsstreit. Die Höhe einer möglichen Haftung von Infineon sei von weiteren Aspekten abhängig, hieß es in der Mitteilung des Unternehmens aus Neubiberg bei München.
Nicht Gegenstand des Gutachtens sei zudem die Ermittlung der Liquidationswerte, die nach Auffassung von Infineon mindestens die für die Sacheinlagen erforderlichen Werte erreichten und damit die vom Insolvenzverwalter behauptete Differenzhaftung ausschließen.
Gericht entscheidet
Man werde das Gutachten im Einzelnen prüfen, so Infineon. Zum 30. September 2023 seien im Zusammenhang mit Qimonda Rückstellungen von insgesamt 212 Millionen Euro bilanziert worden. Derzeit sei nicht absehbar, wann es zu einer erstinstanzlichen gerichtlichen Entscheidung kommen werde, teilte der Konzern weiter mit. Die Infineon-Aktie reagierte zunächst kaumf auf die Mitteilung.
Positive Analyse
Unterdessen bestätigte die US-Analysefirma Bernstein Research ihre „Outperform“-Einschätzung für den Titel sowie das Kursziel von 45 Euro, was gegenüber dem aktuellen Kurs ein Plus von rund 28 Prozent wäre. Bei der Einstufung bezog sich der Analyst auf Daten von World Semiconductor Trade Statistics. Die Organisation wertet Umsätze führender Unternehmen der Halbleiterbranche auf Monatsbasis aus. Diese seien im November gegenüber dem Vormonat um 3,3 Prozent gestiegen, was etwas deutlicher sei als in diesem Monat üblich.
Fazit
Von ihrem Tief Ende Oktober konnte sich die Aktie wieder erholen. Der Rechtsstreit dürfte den Kurs vorerst nicht nachhaltig beeinflussen. Wichtiger werden die Ergebnisse des ersten Quartals des aktuellen Geschäftsjahres, die voraussichtlich am 6. Februar vorgelegt werden sollen.