Größeres Lob gibt es praktisch nicht: Die Analysten von Goldman Sachs vergleichen das US-Pharmaunternehmen Eli Lilly mit Apple. Grund ist die Abnehmspritze, die demnächst auf den Markt kommt.

Die Tech-Rally des vergangenen Jahres hat einen anderen Wachstumsmarkt überdeckt, der 2023 für Anleger ebenfalls höchst lukrativ war – den für Fett-Weg-Medikamente. Sie können in den kommenden Jahren zu massiven Verschiebungen im Pharma-, aber auch im Konsumgütermarkt führen.

Als erstes kam das dänische Pharmaunternehmen Novo Nordisk mit seinen Präparaten Ozempic für Diabetiker und Wegovy gegen Adipositas auf den Markt. Weil sie auch Gesunden den Appetit und so die Pfunde nehmen, war der Run auf die Mittel enorm. Sie sind trotz Rezeptpflicht in Apotheken kaum zu bekommen, Novo Nordisk hat Lieferschwierigkeiten. Dem Run der Aktie tat das keinen Abbruch.

Auch Eli Lilly verfügt mit Mounjaro über ein ähnliches Diabetes-Medikament. Es hat mit Tirzepatid denselben Wirkstoff wie das Adipositas-Präparat Tepbound, das demnächst auf den Markt kommen soll. Nach Angaben von Eli Lilly soll es zu einer schnelleren und größeren Gewichtsabnahme als Wegovy führen. Goldman Sachs geht davon aus, dass die beiden Unternehmen den Markt unter sich aufteilen werden. Bis 2030 sollen sich die Umsätze mit Abnehmpräparaten vervielfachen – von aktuell rund sechs auf 100 Milliarden Dollar.

Allein in den USA leiden 100 Millionen Menschen an Fettleibigkeit, wie John Marshall, der Leiter der Goldman Sachs-Studie, schreibt. Er erwartet zudem, dass die Krankenkassen die Kosten für Adipositas-Medikamente übernehmen werden, da diese langfristig deutlich günstiger sind als Behandlungen oder Operationen – in den USA können die monatlichen Kosten für Wegovy an die 1000 Dollar betragen. Hierzulande zahlt mit entsprechendem Rezept die Kasse.

Trotz eines Anstiegs von 77 Prozent im vergangenen Jahr und einer aktuellen Überbewertung der Aktie sehen die Experten der US-Investmentbank noch hohes Potenzial. Goldman Sachs vergleicht Eli Lilly sogar mit Apple und Amazon. Anfangs verkauften die heutigen Tech-Giganten nur Computer oder Bücher, schufen aber nach und nach leistungsstarke Produktplattformen, die heutzutage für Milliarden von Nutzern unverzichtbar sind, so die Argumentation. Wie diese beiden Unternehmen könnten Eli Lilly und Novo Nordisk in Bereiche vorstoßen, welche die meisten Anleger noch gar nicht in Betracht gezogen haben. Zudem werde der Pharmasektor aufgrund des weltweit steigenden Durchschnittsalters und vieler große Fortschritte in der Forschung immer wichtiger für Anleger.

Die Geschäftszahlen von Eli Lilly fürs dritte Quartal 2023 weisen tatsächlich auf starkes Wachstum hin. Zwischen Juli und September stiegen die Erträge im Jahresvergleich um 37 Prozent auf 9,5 Milliarden Dollar. Wegen der Übernahme einiger Unternehmen sank der Gewinn auf nur 95 Millionen – im Vorjahr waren es noch 1,8 Milliarden gewesen. Dies sei der Wachstumsstrategie geschuldet, so Goldman Sachs. Die Analysten erwarten, dass der Konzern in den nächsten fünf Jahren mehr als ein Dutzend Studien zu neuen Medikamenten veröffentlicht. Fällt auch nur die Hälfte positiv aus, werde die Aktie 2028 etwa 840 Dollar wert sein.

Eli Lilly and Company (WKN: 858560)
NOVO-NORDISK AS NAVNE-AKTIER B DK 0,1 (WKN: A3EU6F)