Eine verheerende Prognose des US-amerikanischen Krankenversicherers Humana belastet den Sektor. Höhere Kosten und politische Maßnahmen setzen den Unternehmen zu.
Humana Inc., einer der größten Krankenversicherer der USA, schockt mit massiv gesenkten Gewinnzielen. Für 2024 stellt das Unternehmen einen bereinigten Gewinn von etwa 16 Dollar je Aktie in Aussicht. Selbst die niedrigsten Analystenschätzungen waren von mehr Gewinn ausgegangen. Der Konsens hatte mit rund 29 Dollar pro Papier sogar fast doppelt so viel auf dem Zettel gehabt.
Damit nicht genug: Auch das Ziel für das kommende Jahr, 37 Dollar pro Anteilsschein als bereinigten Gewinn zu erwirtschaften, erachtet das Unternehmen bereits als nicht mehr erreichbar. Stattdessen soll das Ergebnis aus 2024 um sechs bis zehn Dollar pro Aktie gesteigert werden, teilte Humana mit.
Bei Anlegern kam das erwartungsgemäß nicht gut an. Die Aktie verliert zur Stunde mehr als zwölf Prozent. Im Sog von Humana gaben auch die Papiere von UnitedHealth, Cigna oder CVS Health nach.
Problem der steigenden Kosten
Humana begründet die drastische Anpassung der Gewinnziele mit massiven regulatorischen Änderungen und einem noch nie da gewesenen Anstieg der medizinischen Kosten. Entgegen den Erwartungen schloss Human bereits das Schlussquartal 2023 mit Verlusten ab und hatte in einer Vorschau auf die Zahlen bereits auf einen Anstieg der medizinischen Kosten verwiesen.
Ein Schwerpunkt von Humana liegt auf dem Verkauf von Medicare Advantage-Plänen. Diese sind die private Variante der staatlichen Krankenversicherung Original Medicare.
Behörden in den USA gehen strenger gegen Medicare-Abrechnungspraktiken vor, die Einnahmen der Versicherer erhöhen.
Das Medicare-Geschäft ist für US-Krankenversicherungen ein Wachstums- und Gewinntreiber. Weil Humana in diesem Bereich stärker involviert ist, treffen Änderungen das Unternehmen stärker. Das Unternehmen stellt sich darauf ein, in den nächsten Jahren die Preise zu erhöhen und rechnet auch bei der Konkurrenz mit entsprechenden Schritten.
Ich weiß nicht, wie die Branche einen solchen Anstieg der Ausgaben zusammen mit regulatorischen Änderungen verkraften wird, die auch in den Jahren 2025 und 2026 anhalten werden
Investoren müssten sich nun fragen, ob es sich um ein unternehmensspezifisches Problem handelt, bei dem das Unternehmen seine Möglichkeiten falsch eingeschätzt, die Inanspruchnahme unterschätzt oder das Wettbewerbsumfeld missverstanden hat, schrieben Analysten der Deutschen Bank in einer Reaktion.
Fazit
Die massive Korrektur der Gewinnziele sorgt heute für kräftige Verluste. Inwieweit es sich um eine unternehmensspezifische Herausforderung handelt, scheint schwer abzuschätzen. Konkurrent UnitedHealth hat seine Prognose für 2024 bereits veröffentlicht. In der Mitte der kommunizierten Spanne würde dessen bereinigter Gewinn zum Vorjahr um etwa zehn Prozent steigen. Beim Finanzdienst Bloomberg gelistete Analysten sind für die Aktie vom Humana mehrheitlich optimistisch gestimmt. Anleger sollten jedoch eine Beruhigung abwarten, auch weil manche Experten ihre Einschätzung nun überdenken könnten.