Der Luxusgüterkonzern Kering besetzt den Posten als Kreativdirektor seiner Flaggschiff-Marke Gucci neu und greift dabei auf einen Insider zurück. Investoren reagieren überrascht und hatten sich offenbar Impulse von außen erhofft. Kering-Papiere geben daher deutlich ab.
Das italienische Luxushaus Gucci präsentiert einen neuen Kreativdirektor: Demna Gvasalia, bekannt als „Demna“, übernimmt den Posten ab Juli. Der Georgier kommt von der spanischen Modemarke Balenciaga, die wie Gucci zum Luxuskonzern Kering gehört. „Ich freue mich sehr, Teil der Gucci-Familie zu werden. Es ist eine Ehre, einen Beitrag zu einem Haus zu leisten, das ich zutiefst respektiere und schon lange bewundere“, sagte Gvasalia.
„Demna“ fungierte seit 2015 als Kreativdirektor von Balenciaga. Der 43-jährige folgt als Kreativdirektor von Gucci auf Sabato De Sarno, der seinen Posten im Februar nach nicht einmal zwei Jahren wieder räumen musste.

Investoren skeptisch
Der sprichwörtliche Zauber, der jedem Anfang innewohnt, lässt zumindest an der Börse allerdings noch auf sich warten. Investoren und Analysten wurden von der Ankündigung scheinbar überrascht. Die Ernennung des neuen Kreativdirektors sorgt bei der Aktie von Kering für einen Rücksetzer. Zur Stunde geben die Papiere rund zehn Prozent nach. Auf Sicht eines Jahres hat sich der Kurs etwa halbiert.
Anleger hatten offenbar auf eine andere Wahl gehofft, womöglich auch von außerhalb des Konzerns. Der Börsendienst Bloomberg nennt in dem Zusammenhang unter anderem Kim Jones, der in diesem Jahr als Kreativdirektor für Herrenmode bei Dior zurückgetreten war.
Insider: Vor- oder Nachteil?
Die Entscheidung für "Demna" sorgt für unterschiedliche Reaktionen: „Wir wissen Demna‘s Erfolg bei Balenciaga zu schätzen, sind jedoch besorgt, dass diese Berufung bei Gucci nicht ausreicht, um das zu untermauern, was in Bezug auf die Signalwirkung für Konsumenten und Investoren erforderlich ist“, äußerten sich Analysten der RBC.
Experten von Bloomberg Intelligence sehen dagegen Chance auf einen beschleunigten Turnaround und verweisen darauf, dass der neue Kreativdirektor ein Jahrzehnt Erfahrung bei einer anderen Kering-Luxusmarke mitbringt.
Schwäche bei Gucci
Auf Demna Gvasalia kommt auf jeden Fall viel Verantwortung zu. Gucci ist für den Kering-Konzern die wichtigste Marke, steuerte im abgelaufenen Jahr 45 Prozent der Umsätze und mehr als 60 Prozent der wiederkehrenden operativen Gewinne bei. Wie bei anderen Marken lief das Geschäft zuletzt aber schwächer: 2024 sank der Umsatz von Gucci um 23 Prozent, der operative Überschuss hat sich halbiert. Im abgelaufenen Jahr verbuchte der gesamte Kering-Konzern einen Umsatzrückgang um zwölf Prozent.
Fazit
Vorschusslorbeeren gibt es von Investoren für den neuen Kreativdirektor nicht. Aufgrund der großen Bedeutung von Gucci für Kering bleibt erstmal abzuwarten, ob Demna die Marke wieder stärker auf Kurs bringen kann. Zudem zeigt die gesamte Luxusbranche noch keine klaren Erholungstendenzen. Die Aktie von Kering arbeitet an einer Bodenbildung, nähert sich durch den heutigen Abverkauf aber wieder ihrem Jahrestief im Bereich von 208 Euro. Abwarten.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Kering.