Der Anbieter von Medizintechnik-Software kommt vorerst nicht an die Börse. Das für Donnerstag geplante Debüt verschiebt das Unternehmen. Einen Grund nennen die Münchner nicht. Nach dem Rückzug des Online-Autoteilehändlers Autodoc ist es der nächste Dämpfer für den deutschen IPO-Markt.
Nächster Rückschlag für Deutschlands Markt für IPOs (Initial Public Offerings): Brainlab, Anbieter softwaregestützter Medizintechnologien, verschiebt seinen für Donnerstag geplanten Börsengang nochmal. Eine Begründung für die Absage nennt das Unternehmen in einer kurzen Mitteilung nicht.
Brainlab digitalisiert medizinische Abläufe, sowohl in der Diagnose als auch bei der Behandlung. Der Fokus liegt auf den Bereichen Chirurgie und Strahlentherapie. Erlöse aus dem geplanten Börsengang in Frankfurt sollten für die Kommerzialisierung der Produkte, die Expansion in Bereiche wie Orthopädie und Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde (HNO), den Einsatz eigener Vertriebsteams in ausgewählten Testmärkten sowie zur Stärkung der Bilanz verwendet werden.
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Kapitalerhöhung geplant
Im Rahmen des IPO sollten 3,2 Millionen Anteile bestehender Gesellschafter angeboten werden. Dazu war eine Kapitalerhöhung vorgesehen, für die nochmal zwei Millionen neue Papiere veräußert werden sollten. Die Preisspanne für die Aktien setzte das Unternehmen mit 80 bis 100 Euro fest. Die Kapitalerhöhung hätte Brainlab somit bis zu 200 Millionen Euro eingebracht.
Die Spanne bewertete die Münchner mit mindestens 1,7 Milliarden Euro, bei Ausübung sämtlicher Optionen zur Aufstockung wäre die Marktkapitalisierung auf rund zwei Milliarden Euro gestiegen. Nach dem Börsengang sollten etwa 26,6 Prozent der Aktien in Streubesitz sein.
Absage kurz vor Start
Der Angebotszeitraum für die Papiere begann am vergangenen Dienstag (24. Juni) und endete am heutigen 1. Juli. Der erste Handelstag sollte Donnerstag (3.Juli) sein. Indikationen deuteten zuletzt darauf hin, dass die Aktie mit rund 80 Euro und damit am untersten Ende der Spanne ausgegeben würde. Auf dem Level wäre das IPO mehrfach gedeckt gewesen, berichtete der Börsendienst Bloomberg.
Das Unternehmen entschied sich vor diesem Hintergrund, das Börsendebüt zu verschieben, lässt sich die Option aber weiter offen: „Ein Börsengang zu einem späteren Zeitpunkt wird von Brainlab und den veräußernden Aktionären weiterhin geprüft“, teilten die Münchner mit.
Für den deutschen Standort für Börsengänge ist es der nächste Rückschlag, nachdem in der vergangenen Woche bereits der Berliner Autotzeile-Händler Autodoc sein Börsendebüt verschoben hatte.
Fazit
Nach dem Rückzug von Autodoc lagen die Hoffnungen auf dem IPO von Brainlab. Dieses ist erstmal verschoben und nicht gänzlich vom Tisch. Einen Grund nannte das Unternehmen nicht, der erwartete Preis am untersten Ende der Spanne dürfte aber eine große Rolle für die Entscheidung gespielt haben.