Die Raiffeisen Bank International (RBI) hat mit einem Gewinn von 1,4 Milliarden Euro die Erwartungen der Analysten übertroffen. Skurril: Die Hälfte davon stammt aus dem Geschäft in Russland. Die Aktie klettert um sieben Prozent.
Das österreichische Institut hat seine Halbjahreszahlen vorgelegt. Mit einem Gewinn von 1,4 Milliarden Euro hat sie die Erwartungen der Analysten übertroffen. Die Aktie kletterte am Dienstag um fast sieben Prozent. Doch ungetrübt ist die Freude nicht, denn rund die Hälfte des Gewinns fallen auf das Russland-Geschäft der Bank, das sich trotz aller Rückzugsbemühungen aus diesem Markt prächtig entwickelt.
Dabei drängt die Bankenaufsicht das Institut, das neben der italienischen Unicredit die größten Aktivitäten in Russland hat, zu einem Rückzug aus dem mit Kriegs-Sanktionen überzogenen Markt. Die Bank selbst fährt ihre Aktivitäten im Zahlungsverkehr und im Kredit- und Einlagengeschäft so gut wie möglich zurück.
Sie prüft nach eigenen Angaben seit Ausbruch des Krieges bereits Rückzugs-Optionen und arbeitet an einem Verkauf oder einer Abspaltung der russischen Tochter. Doch vor allem von russischer Seite fehlten dafür bislang die Genehmigungen. Die Gewinne in Russland seine eingefroren, zur Konzernmutter nach Wien flössen keine Dividenden, heißt es. So wachse das Eigenkapital der russischen Tochter ungebremst.
Obwohl die Bank kaum Zinsen zahle und schlechte Konditionen habe, wechselten immer noch viele Kunden zur RBI in Russland, weil sie als eine der wenigen Banken im internationalen Finanzkommunikationsnetz sei, was internationale Überweisungen ermögliche. Die Bank dürfe in Russland auch keine Retail-Kunden ablehnen.
(mit Material von Reuters)
Fazit
Der Europäische Zentralbank (EZB) hat die RBI sowie die ebenfalls in Russland vertretene Unicredit aufgefordert, ihre Aktivitäten in dem Kriegsland bis 2026 deutlich zu reduzieren. Auch die USA erhöhen den Druck auf die Österreicher. Mit Blick auf mögliche Enteignungs-ähnliche Maßnahmen der russischen Seite, von denen bereits die Commerzbank betroffen war, sind die Russland-Gewinne der RBI mit äußerster Vorsicht zu betrachten.