Großangriff auf einen der der großen Protagonisten des KI-Hypes: Shortseller Hindenburg Research erhebt schwere Vorwürfe gegen den Serverspezialisten Super Micro Computer. Zudem wird dessen Geschäftsbericht nicht rechtzeitig fertig. Die Aktie crasht.
Hindenburg Research ist bekannt für massive Angriffe auf Unternehmen mit dem Ziel, deren Aktienkurs einbrechen zu lassen. Im Vorfeld baut die Investmentfirma stets große Shortpositionen auf. So auch bei Super Micro, wie Hindenburg am Dienstag bekannt gab. Gleichzeitig wurde ein umfassender Bericht veröffentlicht, der den Tech-Konzern in vielerlei Hinsicht in ein schlechtes Licht rückt. Drei Monate habe man recherchiert und mit vielen ehemaligen Managern gesprochen.
Super Micro hatte in der Vergangenheit tatsächlich einigen Ärger mit der US-Finanzaufsicht SEC. 2018 wurde die Aktie wegen mangelnder Finanzberichte zeitweise vom Handel ausgesetzt, 2020 musste die Firma aus dem Silicon Valley 17,5 Millionen Dollar Strafe zahlen, weil sie Einnahmen unrechtmäßig verbucht und Ausgaben verschwiegen hatte. An der Praxis den Bilanzmanipulation habe sich bis heute nichts geändert, behauptet Hindenburg. Damals gefeuerte Verantwortliche seien längst wieder im Amt.
Zudem wirft der Shortseller dem Tech-Konzern fragwürdige Geschäfte mit nahestehenden Unternehmen vor, die von Familienmitgliedern des CEO Charles Liang geführt würden. Über die Firmen Ablecom und Compuware, die fast ausschließlich Super Micro als Kunden haben, würden dubiose Geschäfte abgewickelt, die Umsätze und Gewinnmargen künstlich erhöhten.
Verbotene Geschäfte mit Russland
Ein weiterer Vorwurf von Hindenburg: Super Micro verstoße gegen die US-Sanktionen gegen Russland. Seit dem Überfall auf die Ukraine hätten sich die Exporte von Super Micro nach Russland verdreifacht. Abgewickelt würden die Geschäfte von eigens gegründeten Briefkastenfirmen in der Türkei und in Hongkong.
Daneben gebe es auch Qualitätsprobleme bei den Produkten des Tech-Konzerns. Laut Hindenburg hätten mehrere Kunden in den letzten Monaten verstärkt beim Konkurrenten Dell eingekauft. Tesla etwa hätten seine Server zuvor nur von Super Micro bezogen, nun aber Verträge mit Dell abgeschlossen – ebenso wie XAI, ebenfalls ein Unternehmen von Elon Musk. Ehemalige Mitarbeiter werden zitiert, die aussagen, dass der Kundendienst von Super Micro katastrophal sei.
„Alles in allem glauben wir, dass Super Micro ein Serienrückfall-Täter ist“, schreibt Hindenburg. Die Aktie ist nach einem steilen Aufstieg bereits seit März im Abwärtstrend und zählt in diesem Jahr zu den schwächsten Werten im S&P 500. Innerhalb von sechs Monaten hat der Kurs rund 37 Prozent verloren, allein im August waren es 27 Prozent. Kurz nach dem Hindenburg-Report gab es eine weitere Hiobsbotschaft für Aktionäre von Super Micro: Das Unternehmen kann den Jahresbericht nicht rechtzeitig einreichen. Daraufhin verlor die Aktie am Mittwoch mehr als 25 Prozent.