Der Streit um Hochtechnologie zwischen den USA und China hat gleich zu Beginn des Jahres zu einem Paukenschlag geführt: Der niederländische Chipausrüster ASML darf einige chinesische Kunden nicht mehr beliefern.
Eine entsprechende Lizenz wurde von der niederländischen Regierung vorzeitig zurückgezogen, teilte das Unternehmen am 1. Januar mit. Wie es heißt, soll die US-Administration von Joe Biden darauf gedrungen haben. Zwischen den USA und China tobt ein heftiger Konkurrenzkampf im Tech-Sektor.
Um China bei der Produktion modernster Halbleiter abzuhängen, war ein Exportverbot von sogenannten Extreme-Ultraviolet-Lithografiemaschinen (EUV) zum Jahreswechsel bereits beschlossene Sache. Dieses gilt nun ab sofort auch für Deep-Ultraviolet-Lithografiemaschinen (DUV). Ursprünglich sollte diese Beschränkung erst in sieben Wochen in Kraft treten. ASML hat praktisch ein Monopol auf derartige Belichtungsanlagen zur Produktion modernster Halbleiter. Zu den Kunden der Niederländer zählen die großen Chiphersteller Intel, Samsung und TSMC.
Auf den Finanzausblick für das Geschäftsjahr 2023 habe das Exportverbot keine Auswirkungen, hieß es von Seiten des Konzerns. Die chinesischen Kunden hätten es kommen sehen und Bestellungen vorgezogen, die Nachfrage sei sprunghaft angestiegen. ASML hatte in der Vergangenheit aber immer wieder darauf hingewiesen, dass US-Auflagen das Geschäft kurz- und langfristig stark beeinträchtigen könnten. Vorerst gehen Börsianer davon aus, dass sich auch an der Prognose für 2024 nichts ändern werde. ASML-Aktionäre sind an eine Erfolgsgeschichte gewöhnt, binnen fünf Jahren hat die Aktie rund 400 Prozent zugelegt. Sollten sich die Exportverbote jedoch weiter verschärft, könnte die Stimmung drehen. Die Aktie verlor am Dienstag bis Mittag leicht gegen den Trend.
Ohnehin steht bei ASML dieses Jahr ein Umbruch an. Der langjährige Vorstandschef Peter Wennink geht nach der Hauptversammlung am 24. April in Ruhestand ebenso wie Technikvorstand Martin van den Brink. Neuer Konzernchef wird der Franzose Christophe Fouquet. Er ist seit 15 Jahren bei ASML und seit 2008 im Vorstand, derzeit zuständig für das operative Geschäft.