Erst am Freitag hatte die Commerzbank Rekordzahlen präsentiert. Jetzt legt Unicredit mit dem höchsten Quartalsgewinn ihrer Geschichte nach. Was bedeutet das für die Übernahmepläne der Italiener? Und was sagt eigentlich der neue Bundesfinanzminister Lars Klingbeil zur Commerzbank?
Die italienische Großbank Unicredit hat einen überraschend guten Jahresstart hingelegt und mit einem Quartalsüberschuss von 2,8 Milliarden Euro den höchsten Gewinn ihrer Geschichte präsentiert. Das Mailänder Institut, das am Montagmorgen seine Zahlen veröffentlichte, will die Commerzbank übernehmen und kontrolliert direkt 9,5 Prozent und indirekt über Finanzinstrumente 18,6 Prozent der Commerzbank-Anteile.
Unicredit-Chef Andrea Orcel setzte noch einen drauf und hob die Jahresprognose für 2025 an. Der Jahresgewinn soll den Vorjahreswert von 9,3 Milliarden Euro nun übertreffen statt nur erreichen. Allerdings tauchen auch in den Unicredit-Zahlen Bremsspuren auf. So ging der Zinsüberschuss auch aufgrund der gesunkenen Leitzinsen zurück. Orcel betonte dennoch die Stärke des Ergebnisses vor dem Hintergrund eines zunehmend komplizierten und unsicheren makroökonomischen Umfelds. Auf die Commerzbank-Übernahme ging er in seinem Statement nur indirekt ein. So erwähnte er die Genehmigung der EZB-Aufsicht und der deutschen Kartellbehörden für die Aufstockung der Beteiligung an der Commerzbank auf 29,9 Prozent.
Insgesamt zeigt sich die Mailänder Bank aber in einer hervorragenden Verfassung. Doch auch die Commerzbank hat am Freitag mit dem höchsten Quartalszahlgewinn seit 2011 die Erwartungen deutlich übertroffen. „Wir zeigen, dass wir auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten wachsen können", sagte Konzernchefin Bettina Orlopp. Die Aktie eroberte daraufhin mit einem Plus von mehr als vier Prozent die DAX-Spitze.
Fazit
Seit Monaten wehrt sich die Commerzbank gegen die Übernahmepläne der Unicredit. Mit den überraschend guten Quartalszahlen hat das Institut seine Position weiter gefestigt. Doch auch Unicredit strotzt vor Kraft. Die Italiener streben aber nicht nur die Übernahme der Commerzbank, sondern auch der drittgrößten italienischen Bank BPM an, die ebenfalls gut dasteht und nicht im Traum daran denkt, auf die Unicredit-Offerte einzugehen. Unicredit muss sich überlegen, inwieweit es sinnvoll ist, diese beiden Projekte parallel weiter zu betreiben. Je höher die Aktienkurse von Commerzbank und BPM steigen, umso schwieriger sind diese Ziele für Unicredit zu erreichen.
Bei der Commerzbank zeigte sich unterdessen auch die neue Bundesregierung als größter Einzelaktionär des Instituts den Italienern gegenüber abweisend. „Wir setzen auf die Eigenständigkeit der Commerzbank", sagte Finanzminister Lars Klingbeil der Deutschen Presse-Agentur. „Ein unfreundliches Vorgehen wie das der Unicredit ist inakzeptabel. Das gilt besonders, wenn es sich um eine systemrelevante Bank wie die Commerzbank handelt." Der Bund hält rund zwölf Prozent der Commerzbank-Aktien.