Die Papiere des Halbleiterherstellers erleben ihren größten Tagesverlust jemals und kollabieren auf den tiefsten Stand seit mehr als 25 Jahren. Schuld sind wohl weniger Aussagen von Wolfspeed selbst, sondern vielmehr Spekulationen um den Wegfall milliardenschwererer Förderungen.
Für Anteilseigner des Unternehmens aus North Carolina kommt es zum Wochenausklang knüppeldick: Die Papiere des Spezialisten für Chips aus Siliziumkarbid stürzen zur Stunde um rund 45 Prozent ab. So niedrig wie heute notierte die Aktie zuletzt 1998. Zudem ist es der bisher größte Kursverlust eines Handelstages.
Fundamentale News des Unternehmens lösten das Kursdebakel aber nicht aus. Gestern hatte das Unternehmen bekanntgegeben, dass mit Robert Feurle zum 1. Mai ein neuer CEO das Ruder übernimmt. Die Meldung hatte den Aktienkurs aber kaum bewegt.
Förderung vor dem Aus?
Derweil kursieren Spekulationen, wonach Wolfspeed seine Förderung im Rahmen des US-amerikanischen CHIPs Act verlieren könnte. Mit dem Gesetz subventionieren die USA die heimische Halbleiterbranche, indem beispielsweise der Bau von Fabriken gefördert wird. US-Präsident Donald Trump äußerte sich zuletzt kritisch über die milliardenschweren Subventionen.
Im Oktober gab Wolfspeed bekannt, dass mit dem US-Handelsministerium eine unverbindliche Vereinbarung besteht, durch die das Unternehmen 750 Millionen Dollar an Fördermitteln erhalten soll. Dazu sagte ein Konsortium um die Private-Equity-Firma Apollo Global neue Finanzmittel in gleicher Höhe zu.
Außerdem erwartete Wolfspeed Steuervergünstigungen von einer Milliarde Dollar im Rahmen des CHIPs and Science Act und kalkulierte so mit insgesamt bis zu 2,5 Milliarden Dollar, die für den Ausbau der Produktion in den USA zur Verfügung stehen. Darüber hinaus sollte die Bilanz gestärkt werden.
Aktie klappt zusammen
Die Spekulationen um den Wegfall der staatlichen Förderung sorgen für ein Kursdebakel. Die Aktie verliert heute nahezu die Hälfte ihres Werts, allerdings bereits auf niedrigem Niveau. Auf Sicht eines Jahres verloren die Papiere etwa 90 Prozent ihres Werts.
Für das Ende Juni beendete Geschäftsjahr meldete Wolfspeed Umsätze von 807 Millionen Dollar, wies dabei aber Nettoverluste von 864 Millionen Dollar aus. In den ersten sechs Monaten des laufenden Geschäftsjahres lief es ähnlich: Während der Umsatz rund 7,5 Prozent auf 375 Millionen Dollar zurückging, weitete sich der Nettofehlbetrag auf über 650 Millionen Dollar aus. Stand Ende Dezember verfügte der Konzern über Barmittel und Äquivalente von rund 1,4 Milliarden Dollar. Zuletzt wurde zudem die Belegschaft reduziert.
Fazit
Bestätigt ist der Wegfall der Förderung noch nicht, doch die Spekulationen sorgen heute bereits für panikartige Verkäufe. In Kombination mit der schwachen Geschäftsentwicklung und fehlenden Gewinnen scheinen Investoren das Vertrauen zu verlieren. Hoffnung könnte ein Verkauf bringen. 2016 wollte Chiphersteller Infineon Wolfspeed übernehmen, scheiterte jedoch am Veto der US-Behörden. Gerade mit Blick auf die dramatische Kursreaktion heute bleiben Anleger bei Wolfspeed an der Seitenlinie.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Wolfspeed.