Die türkische Notenbank hat die Leitzinsen massiv angehoben

Die türkische Zentralbank hat die Leitzinsen unerwartet kräftig erhöht. Die Türkiye Cumhuriyet Merkez Bankası (kurz TCMB) hat den Zinssatz um 5,0 Prozentpunkte auf nun 40 Prozent angehoben. Zum Vergleich: In der Eurozone liegt der von der Europäischen Zentralbank (EZB) bestimmte Leitzins bei 4,50 Prozent. Damit liegen die Zinsen in der Türkei fast zehnmal so hoch wie in der Eurozone. Diese Entscheidung markierte die sechste aufeinanderfolgende Zinserhöhung unter der Leitung der neuen TCMB-Chefin Hafize Gaye Erkan.

 Mit  dieser drastischen Maßnahme könnte die Zentralbank aber nun erst einmal den Fuß vom Gas nehmen.  „Das aktuelle Niveau der monetären Straffung liegt deutlich nahe an dem erforderlichen Niveau, um den Kurs der Desinflation zu festigen. Daher wird das Tempo der geldpolitischen Straffung verlangsamt, und der Straffungszyklus wird in kurzer Zeit abgeschlossen sein“, so TCMB in einer Erklärung. 


Die türkische Notenbank hat die Zinsen vor allem wegen der grassierenden Inflation massiv angehoben. Die jährliche Inflation in der Türkei lag im Oktober laut den Daten des türkischen Statistikamtes (TurkStat) bei  61,36 Prozent. Zum Vergleich: In der Eurozone betrug sie im Oktober 2,9 Prozent. Im September hatte die Inflation in der Türkei mit 61,53 Prozent minimal über der vom Oktober gelegen und ein Neun-Monats-Hoch markiert. Im Herbst vergangenen Jahren waren die Preise aber auch schon mal über 80 Prozent gestiegen. „Das bestehende Niveau der Inlandsnachfrage, die Stagnation der Dienstleistungsinflation und die geopolitischen Risiken halten den Inflationsdruck aufrecht. Andererseits deuten die jüngsten Indikatoren darauf hin, dass sich die Inlandsnachfrage abzuschwächen beginnt, da sich die Straffung der Geldpolitik in den finanziellen Bedingungen niederschlägt“, so die Zentralbank. Die TCMB geht davon aus, dass die Inflation noch bis auf einen Stand von 70 Prozent bis 75 Prozent im Mai ansteigen wird, bevor sie bis Ende nächsten Jahres dann auf rund 36 Prozent zurückgehen soll.

Die schwächelnde türkische Lira hat auf den Zinsschritt kaum reagiert.  Sie befindet sich seit längerem in einem stetigen Abwärtstrend gegenüber Euro und US-Dollar. Hintergrund ist der massive Vertrauensverlust, den die Währung unter Präsident Recep Tayyip Erdogan erfahren hat. Er hatte in der Vergangenheit stets für sinkende Leitzinsen plädiert.


Fazit

Dass die türkische Lira kaum auf den massiven Zinsschritt der Notenbank reagiert hat, zeigt, dass die internationalen Investoren nach wie vor skeptisch sind. Offenbar ist selbst ein so hohes Zinsniveau noch nicht attraktiv genug, um in die Lira zu investieren.