Die Deutschen Banken stellen ihr gemeinsames Online-Bezahlverfahren Paydirekt/Giropay ein. Das meldete das Portal „Finanzszene". Giropay und Paydirekt sollen demnach bis zum Jahresende abgewickelt werden, weil sie keine relevante Marktposition erreichen konnten. Ein formeller Beschluss soll dazu noch in dieser Woche fallen. 

Die deutschen Banken hatten den Online-Bezahldienst 2015 gestartet, um vom Boom des Onlinehandels zu profitieren und dem US-Bezahldienst-Riesen Paypal Kunden abspenstig zu machen. Dabei erhoffte man sich vor allem vom deutschen Datenschutz entscheidende Wettbewerbsvorteile gegenüber dem US-Konzern. Die Rechnung ging allerdings nicht auf.Vom Bezahldienst Giropay gab es dazu nur eine indirekte Erklärung: „Aktuell gibt es Abstimmungen auf Gesellschafterebene zur Zukunft von Giropay respektive der Betreibergesellschaft Paydirekt GmbH. Wir informieren, sobald dazu finale Entscheidungen getroffen werden."

Paypal hatte in den vergangenen Jahren in Deutschland eine dominante Marktposition aufgebaut. Laut Marktforschern wird inzwischen mehr als jeder vierte Online-Kauf über Paypal abgewickelt. Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben rund 35 Millionen aktive Kundenkonten in Deutschland. Dagegen war der 2015 gegründete deutsche Konkurrent Paydirekt auf vergleichsweise geringe Resonanz gestoßen. 2020 wurde Paydirekt dann mit dem 2005 gestarteten Bezahldienst Giropay verschmolzen. Doch die Marktanteile blieben weiterhin nur im niedrigen einstelligen Prozentbereich und sollen zuletzt sogar weiter zurückgegangen sein. Die untereinander strategisch oft über Kreuz liegenden Betreiber sollen damit einen dreistelligen Millionenbetrag versenkt haben.

Deutsche und europäische Banken versuchen derzeit mit neuen Anläufen eine Alternative für Paypal aufzubauen. Dazu wurde die European Payments Initiative (EPI) gegründet, an der aus Deutschland neben Sparkassen und Volksbanken auch die Deutsche Bank beteiligt ist. Die Inititative will demnächst mit dem Bezahldienst „Wero" zunächst Zahlungen von Handy zu Handy ermöglichen, später für den Onlinehandel und an der Ladenkasse. Umgekehrt hat Paypal damit begonnen, selbst Kredite zu vergeben und greift damit die Banken in ihrem eigenen Kerngeschäft an.

Fazit

Der Grund für das Scheitern des Online-Bezahlverfahrens Paydirekt liegt auch im zersplitterten deutschen Bankensystem. Zu unterschiedlich waren die Interessen der Paydirekt-Betreiber oftmals gelagert, als dass sie dem übermächtigen US-Wettbewerber Paypal etwas Vergleichbares entgegenstellen konnten. Doch damit nicht genug: Paypal dreht jetzt den Spieß auch noch um und bietet mit Krediten klassische Bankdienstleistungen an. Die Chancen stehen nicht schlecht, dass der US-Konzern in Deutschland seine Marktstellung weiter ausbauen wird. 

PayPal (WKN: A14R7U)

Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Leon Müller, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: PayPal.