Es bleibt dramatisch rund um die türkische Lira. Der Leitzins in der Türkei wurde inzwischen zwar auf 42,5 Prozent angehoben. Den Verfall der Währung gegenüber Euro und Dollar stoppte das allerdings bislang nicht.
Vielmehr ist der Abwärtstrend der türkischen Lira noch immer völlig intakt. Der US-Dollar hat allein in den vergangenen drei Monaten gegenüber der Lira acht Prozent zugelegt. Auf Sicht von einem Jahr beträgt das Plus rund 60 Prozent. 300 Prozent in drei Jahren. Mehr als 440 Prozent in den vergangenen fünf Jahren.
Der Euro hat in den vergangenen zwölf Monaten gegenüber der Lira mehr als 60 Prozent zugelegt. Knapp zwölf Prozent allein in den vergangenen drei Monaten.
Grund für diese Entwicklung ist eine Inflationsrate, die im Dezember in der Türkei bei 65 Prozent lag. Die Geld-Entwertung erfolgt demnach rasanter als die Anhebung der Zinsen.
Die aktuelle Inflationsrate ist der höchste Stand seit mehreren Quartalen. Ein Ende der Spirale ist noch nicht absehbar. Jedenfalls hatte die türkische Führung zum Jahreswechsel eine Anhebung des Mindestlohns angekündigt. 520 Euro pro Monat soll es künftig gegeben. Das entspricht einer Erhöhung um rund 50 Prozent gegenüber dem vergangenen Sommer – und dürfte die Inflation weiter befeuern, da Millionen Türken mehr Geld erhalten werden. Das sieht offenbar auch die Notenbank so, die zumindest für die kommenden Monate einen Anstieg um 75 Prozent prophezeit.
Als Auslöser der extremen Entwicklung darf die Politik des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan gelten. Er wollte lange Zeit hohe Inflation mit niedrigen Zinsen bekämpfen. Damit stellte er sich komplett gegen jegliche wirtschaftliche Vernunft. Gleich mehrfach mussten Notenbanker und hochrangige Beamte ihre Posten räumen.
Aktuelle Notenbankchefin in der Türkei ist Hafize Gaye Erkan, einstige Mitarbeiterin bei Goldman Sachs und zuletzt bei der US-Pleitebank First Republic in leitender Funktion tätig
Bis die inzwischen deutlich angehobenen Zinsen ihre Wirkung entfalten, kann es voraussichtlich mindestens ein Jahr dauern.