Die Apotheken- und Drogeriekette aus den USA hat sich mit einer Private-Equity-Gesellschaft auf eine milliardenschwere Übernahme geeinigt. Im Anschluss soll Walgreens von der Börse genommen werden. Durch den Übernahmepreis verzeichnen die Papiere heute moderate Zugewinne.

Walgreens Boots Alliance hat sich mit der Private-Equity-Firma Sycamore Partners auf eine Übernahme verständigt. Demnach zahlt Sycamore 11,45 US-Dollar (10,55 Euro) pro Aktie für Walgreens. Dies entspricht einem Aufschlag von 29 Prozent auf den Schlusskurs vom 9. Dezember, dem Tag, bevor erste Berichte über eine mögliche Transaktion aufkamen.

Allerdings kann es noch mehr werden: Bis zu drei Dollar je Papier können noch dazukommen, unter anderem durch den Verkauf der Beteiligung an der Klinikkette VillageMD. Dadurch kann der Aufschlag auf bis zu 63 Prozent ansteigen. 

Milliarden-Deal

Der Gesamtwert der Transaktion liegt bei bis zu 23,7 Milliarden Dollar. Darin enthalten sind die Annahme eines maximalen Aufschlags, Kapitalleasing, Schulden sowie Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten. So reichte unter anderem das US-Justizministerium Klage ein und warf dem Konzern vor, unrechtmäßige Rezepte ausgestellt und so zur Opioid-Krise in den USA beigetragen zu haben. Es drohen Strafen in Milliardenhöhe. 

Abschied von der Börse

Die Vereinbarung mit Sycamore beinhaltet eine sogenannte „Go-shop“-Phase. Dadurch hat Walgreens 35 Tage Zeit, in mögliche Verhandlungen mit anderen Interessenten zu treten und alternative Offerten zu prüfen, sofern es welche gibt.

Bleibt es bei Sycamore als Käufer, soll die Transaktion im diesjährigen Schlussquartal abgeschlossen werden. Dazu endet bei Walgreens fast ein Jahrhundert als börsennotiertes Unternehmen: Seit 1927 sind die Aktien gelistet, Sycamore will das Unternehmen nach Abschluss der Übernahme von der Börse nehmen.

Wir machen zwar Fortschritte bei der Umsetzung unserer ehrgeizigen Turnaround-Strategie, doch eine sinnvolle Wertschöpfung erfordert Zeit, Konzentration und Veränderungen, die als privates Unternehmen besser zu bewältigen sind

Tim Wentworth, CEO von Walgreens Boots Alliance

Zuletzt zu kämpfen

Walgreens Boots Alliance entstand Ende 2014 aus der Fusion von Walgreens und Alliance Boots. Die Wurzeln der Firmen reichen allerdings viel länger zurück. Walgreens wurde 1901 gegründet, Boots sogar bereits 1849. 

In den vergangenen Jahren hatte der Konzern mit Problemen zu kämpfen, unter anderem durch Konkurrenz. Daher wurden auch Filialen geschlossen. Im Geschäftsjahr 2024 (bis Ende August) wies Walgreens einen Verlust von 8,6 Milliarden Dollar aus. 

Walgreens Boots Alliance (WKN: A12HJF)

Katastrophale Kursentwicklung

Die schlechtere Entwicklung zeigt sich auch am Aktienkurs. Allein im letzten Jahr hat sich der Börsenwert nahezu halbiert, vor etwa vier Jahren wechselten die Anteilsscheine noch für fast das Fünffache des aktuellen Kurses den Besitzer. 

Im heutigen Xetra-Handel legten die Papiere fast vier Prozent zu und nähern sich dem Angebotspreis. 

Fazit

Die Aktionäre von Walgreens sowie Behörden müssen dem Deal noch zustimmen. Durch die „Go-shop“-Phase könnte der Konzern zudem alternative Angebote erhalten, wenn sich ein Interessent den Turnaround zutraut. Bleibt es beim Verkauf an Sycamore, können oder müssen viele Aktionäre wohl einen Schlussstrich unter ein enttäuschendes Kapitel ziehen.