Die Apotheken- und Drogeriekette steht vor juristischem Ärger: Das US-Justizministerium verklagt den Konzern wegen womöglich Millionen unrechtmäßig ausgestellter Rezepte. Im Falle eines Schuldspruchs drohen massive Strafzahlungen. Investoren flüchten bereits aus den Papieren.
Das US-Justizministerium hat eine landesweite Klage gegen Walgreens Boots Alliance eingereicht. Dem Konzern wird vorgeworfen, wissentlich Millionen von Rezepten ausgestellt zu haben, für die es keinen rechtmäßigen medizinischen Zweck gab und die obendrein gegen das Betäubungsmittelgesetz verstoßen.
Dadurch seien Opioide und andere kontrollierte Substanzen unrechtmäßig verteilt worden. Außerdem habe Walgreens dann Erstattungen im Rahmen von Gesundheitsprogrammen beantragt.
Beitrag zur Opioid-Krise
Walgreens wird vorgeworfen, seine Apotheker systematisch unter Druck gesetzt zu haben, Rezepte schnell auszufüllen, ohne sich die Zeit zu nehmen, um die Rechtmäßigkeit der Rezepte zu prüfen. Zu den Verschreibungen gehörten offenbar auch übermäßige Mengen von Opioiden sowie gefährliche und missbräuchliche Kombination von Medikamenten. Durch sein Handeln habe Walgreens zu einer Verschärfung der Opioid-Krise in den USA beigetragen, erklärte die US-Justiz.
Apotheken spielen eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, sicherzustellen, dass nur rechtmäßige Rezepte für kontrollierte Substanzen ausgegeben werden - Walgreens hat genau das nicht getan
Drohende Milliarden-Strafen
Der Apothekenkette drohen nun massive finanzielle Konsequenzen: Das Ministerium spricht von Millionen von rechtswidrigen Verschreibungen seit August 2012. Sollte Walgreens für haftbar befunden werden, drohen zivilrechtliche Strafen von bis zu 80.850 Dollar für jedes unrechtmäßig ausgefüllte Rezept, das gegen das Betäubungsmittelgesetz verstößt, sowie Schadensersatz in dreifacher Höhe und zusätzliche Strafen für jedes Rezept, für das Erstattungen im Rahmen von Bundesgesundheitsprogrammen geleistet wurden.
Aktie knickt ein
Walgreens will die Vorwürfe nicht einfach hinnehmen: „Wir werden nicht tatenlos zusehen, wie die Regierung unsere Apotheker in eine ausweglose Situation bringt, in der sie versuchen, „Regeln“ einzuhalten, die einfach nicht existieren“, erklärte das Unternehmen.
Bei den Papieren sorgen die Meldungen derweil heute für Verkaufsdruck. Im Xetra-Handel geben die Anteilsscheine zur Stunde rund 13 Prozent nach. Besser als erwartete Quartalszahlen hatten jüngst für Auftrieb bei der gebeutelten Aktie gesorgt. Auf Sicht von zwölf Monaten büßte der Kurs mehr als 45 Prozent ein.
Fazit
Nach den jüngst vorgelegten Quartalszahlen befanden sich die Papiere im Aufwind, trotz gestiegener Nettoverluste. Nun folgt der nächste Rückschlag. Es drohen empfindliche Strafen. Ein Einstieg drängt sich daher momentan nicht auf.