Enttäuschende Quartalszahlen, Probleme in der Agrarsparte, Patentabläufe in der Pharmasparte und eine eingedampfte Prognose - und eine Short-Wette: Für Bayer läuft es derzeit wahrlich suboptimal. Sogar unter die Marke von 20 Euro rutschte der Titel zwischenzeitlich. Für etwas Umsatzwachstum sorgt immerhin der Bereich für rezeptfreie Medikamente.
Die Bayer-Zahlen zum jüngsten Quartal waren ein Desaster: Der Konzernumsatz sank gegenüber dem Vorjahr um vier Prozent auf 9,97 Milliarden Euro. Immerhin konnte das Geschäft mit rezeptfreien Präparaten wie Bepanthen und Aspirin zulegen, dort kletterten die Umsätze um sechs Prozent auf rund 1,4 Milliarden Euro. Hier setzt Konzernlenker Bill Anderson auf weiterhin robustes Wachstum, das vor allem über steigende Absatzmengen erzielt werden soll. In der Pharmasparte für verschreibungspflichtige Medikamente kamen die Erlöse um zwei Prozent auf 4,5 Milliarden Euro voran.
Immerhin: Die neuen Produkte Nubeqa zur Krebstherapie und Kerendia bei Nierenerkrankungen verbuchten deutliche Zuwächse. Mehr als ein kleiner Hoffnungsschimmer ist das nicht, schließlich stehen dem Patentabläufe beim Gerinnungshemmer Xarelto gegenüber: Die Umsätze mit dem einstigen Blockbuster brachen um 23 Prozent ein.
Ob die für 2025 geplanten Markteinführungen des Herzmedikaments Acoramidis und Elinzanetant gegen Wechseljahresbeschwerden Abhilfe schaffen können, muss sich aber noch zeigen. Mit Acoramidis tritt Bayer gegen den US-Konzern Pfizer an, dessen Konkurrenzprodukt Tafamidis bereits am Markt etabliert ist.
Das Sorgenkind bleibt nach wie vor die Agrarsparte Cropscience. Dort mussten die Leverkusener hohe Abschreibungen vornehmen. Insbesondere in Lateinamerika hat Bayer Probleme, zudem stehen die Preise für Pflanzenschutzprodukte unter Druck. Bayer rechnet auch für 2025 mit schwierigen Marktbedingungen und sinkenden Umsätzen. Zudem plagt sich Bayer weiter mit den Altlasten der Monsanto-Übernahme 2018 herum. Die Klagen rund um das Glyphosat kosten den Konzern Milliarden.
Zweifel an den Fortschritten
Unterm Strich meldete Bayer für das dritte Quartal ein Minus von 4,18 Milliarden Euro. Für 2024 erwartet CEO Anderson nun einen bereinigten operativen Gewinn (Ebitda) von 10,0 bis 10,3 Milliarden Euro. Zuvor war er von 10,2 bis 10,8 Milliarden Euro ausgegangen. „Wir packen Herausforderungen konsequent an und machen Fortschritte bei unseren strategischen Prioritäten“, betonte Anderson, der derzeit das Unternehmen mit dem Ziel umbaut, Bayer agiler und wettbewerbsfähiger zu machen.
Doch Börsianer sind nicht überzeugt: Die Aktie stürzte auf den tiefsten Stand seit 20 Jahren. Und es könnte noch schlimmer kommen. So wettet der New Yorker Hedgefonds D. E. Shaw mit einem Volumen von über 100 Millionen Euro darauf, dass der Aktienkurs weiter nachgibt.
Fazit
Investoren fällt es derzeit schwer, einen Lichtblick bei Bayer zu sehen. Auch aus charttechnischer Sicht ist definitiv keine Trendwende zu erkennen.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Bayer.