Panik an der Börse: Der Leasingspezialist Grenke hat seine Gewinnprognose überraschend deutlich gesenkt - und das mit der steigenden Zahl von Insolvenzen begründet, die immer mehr Zahlungsausfälle nach sich zögen. „Das alles geht nicht mehr spurlos an uns vorbei", warnte Vorstandschef Sebastian Hirsch. Die Grenke-Aktie verlor am Mittwoch in den ersten Handelsminuten mehr als ein Viertel ihres Werts. Händler fürchten, dass alles noch schlimmer kommen könnte.

Der SDAX-Konzern erwartet nun im Geschäftsjahr 2024 einen Gewinnrückgang auf 68 bis 76 (Vorjahreswert: 87) Millionen Euro. Bislang hatte Grenke einen Gewinnanstieg auf 95 bis 115 Millionen Euro erwartet. Analysten rechneten zuletzt mit einem Gewinn am unteren Ende dieser Spanne. Die gesenkte Prognose liegt deutlich unter diesen Erwartungen. Händler sprachen in ersten Einschätzungen von einer „heftigen Gewinnwarnung" und fürchten deutlich sinkende Konsensschätzungen für 2024 und die Folgejahre

Laut Unternehmensmitteilung ging das Konzernergebnis in den ersten neun Monaten auf 57,0 (Q1-Q3 2023: 64,4) Millionen Euro zurück. Der Rückgang um 11,5 Prozent resultiere aus den höheren Aufwendungen der Schadensabwicklung und Risikovorsorge. Ursache sei die kontinuierlich steigende Zahl von Insolvenzen vor allem in den Kernmärkten Frankreich, Spanien und Deutschland. „Obwohl wir aufgrund unserer starken Diversifizierung sehr robust aufgestellt sind, geht die aktuell steigende Zahl der Insolvenzen bei unseren Bestandskunden natürlich auch an uns nicht mehr völlig spurlos vorbei“, erläuterte Vorstandschef Sebastian Hirsch die Zahlen.

Die Negativmeldung hat die Börse auf dem falschen Fuß erwischt: Die Grenke-Aktie lag am Mittwoch mehr als 20 Prozent im Minus. Analysten hatten bis zuletzt eigentlich bessere Zahlen erwartet und die Aktie zum Kauf empfohlen. Das Neugeschäft im dritten Quartal zeige eine Wachstumsbeschleunigung, hatte Hauck-Aufhäuser-Lampe-Analyst Simon Keller noch Anfang Oktober in einem Kommentar zu den wichtigsten Geschäftskennziffern des IT-Leasinganbieters geschrieben.

Auch Warburg-Analyst Marius Fuhrberg hatte dem Leasinganbieter noch Anfang Oktober starke Zahlen zum Neugeschäft attestiert. Doch schon zu diesem Zeitpunkt hatte es Befürchtungen einiger Marktteilnehmer gegeben, dass die Zielsetzung für das Neugeschäft nicht erreicht werden könnte.

Fazit

Die Konjunktureintrübung in Deutschland schlägt sich mehr und mehr in das Zahlenwerk vieler Unternehmen nieder, die hierzulande ihren Geschäftsschwerpunkt haben. Gewinnwarnungen wie bei Grenke könnten sich in den kommenden Wochen und Monaten häufen. Anleger sollten für diese Fälle auf deutlich negative Kursreaktionen gefasst sein.


Grenke (WKN: A161N3)