Auf dem mit Spannung erwarteten Investorentag präsentiert das britische Mineralölunternehmens eine massive Änderung seiner Strategie: Mehr Fokus auf Öl und Gas sowie höhere Wertgenerierung für die Aktionäre. Investoren sind allerdings noch skeptisch.

Der britische Ölkonzern fokussiert sich künftig wieder stärker auf das Geschäft mit Öl und Gas. Das kündigte Konzernchef Murray Auchincloss auf dem heutigen Investorenevent an. Passend dazu sollen die Investitionen in erneuerbaren Energien zurückgefahren werden. „Heute haben wir die Strategie von BP grundlegend geändert“, sagte Auchincloss.

Fokus auf Öl und Gas

Im Geschäft mit Öl und Gas veranschlagt BP nun Investitionen von rund zehn Milliarden Dollar jährlich, dazu soll die Produktion bis 2030 auf 2,3 bis 2,5 Millionen Barrel Rohöleinheiten pro Tag gesteigert werden. 

Für Investitionen in erneuerbare Energien sieht BP künftig 1,5 bis zwei Milliarden Dollar jährlich vor, eine Reduktion um mehr als fünf Milliarden Dollar per annum.

Dies ist eine Neuausrichtung von BP, mit einem konsequenten Fokus auf die Steigerung des langfristigen Shareholder Value

Murray Auchincloss, CEO von BP

Kostensenkung und Schuldenabbau

Auch finanziell setzt sich der Konzern neue Ziele: Bis 2027 sollen die jährlichen Investitionsausgaben auf 13 bis 15 Milliarden Dollar sinken, im abgelaufenen Jahr beliefen sich diese auf 16,2 Milliarden Dollar. Im gleichen Zeitraum strebt BP umfangreiche Kostensenkungen an, will so bis Ende 2027 zwischen vier und fünf Milliarden Dollar einsparen. 

Außerdem soll die Konzernverschuldung auf 14 bis 18 Milliarden Dollar gesenkt werden, Ende 2024 standen hier rund 23 Milliarden Dollar in der Bilanz. Dafür will BP bis 2027 Vermögenswerte für 20 Milliarden Dollar veräußern. Für das Schmierstoffgeschäft werden bereits strategische Optionen erwogen, beim Solarentwickler "Lightsource bp" strebt der Konzern den Einstieg eines Partners an.  

Darüber hinaus soll der freie Cashflow soll pro Jahr um mehr als 20 Prozent wachsen und die Rendite auf das eingesetzte Kapital von zuletzt 14,2 auf über 16 Prozent steigen.

Elliott macht Dampf

Der Strategieschwenk bei BP dürfte auch auf den kürzlichen Einstieg des aktivistischen Investors Elliott zurückzuführen sein (€uro am Sonntag berichtete in Ausgabe 08/25). Dieser erwarb fast fünf Prozent der Anteile. 

Mit den neuen Plänen will Auchincloss auch wieder mehr Wert für Aktionäre generieren. Über Aktienrückkäufe und Dividenden sollen 30 bis 40 Prozent des operativen Cashflows an die Aktionäre gehen. Bei der Dividende fasst BP eine jährliche Steigerung von vier Prozent ins Auge. 

BP (WKN: 850517)

Aktie in rot

An der Börse sorgt die angekündigte Strategie heute (noch) nicht für Begeisterung: In Frankfurt geben BP-Papiere aktuell mehr als zwei Prozent nach. Ein Grund dafür könnte auch sein, dass BP seinen Aktienrückkauf zunächst mal zurückfährt: Im laufenden Quartal will der Konzern eigene Papiere für 750 Millionen bis eine Milliarden Dollar zurückkaufen. Im Schlussquartal 2024 nahm BP dafür noch 1,75 Milliarden Dollar in die Hand. 

Analysten von HSBC schrieben in einer Reaktion, die vorgestellten Pläne hätten die Erwartungen weitgehend erfüllt, allerdings mit drei Ausnahmen: Der Aktienrückkauf falle etwas niedriger aus als die Konsensschätzung. Zudem sei die angestrebte Verschuldung etwas höher als erwartet. Auf der anderen Seite wurden die Investitionsausgaben aber auch höher prognostiziert als von BP kommuniziert. 

Fazit

Mit dem stärkeren Fokus auf Öl und Gas sowie die Kapitalallokation setzt BP auf eine neue Strategie. Die Konzentration auf das Kerngeschäft, die angestrebten Kostenreduktion und der Schuldenabbau sollten sich auszahlen. Investoren wie Elliott werden hoffen, dass BP so die Bewertungslücke zu US-Rivalen wie ExxonMobil und Chevron etwas schließen kann.