Mit Kursverlusten am DAX-Ende startet die Commerzbank-Aktie in den heutigen Montag. Der Bund hat seine Verkaufspläne für das Institut gestoppt - und blockt damit eine Übernahme durch die italienische Unicredit vorerst ab. Vom Tisch ist sie damit aber nicht. 

Am Wochenende hat die Finanzagentur Deutschland überraschend mitgeteilt, dass der Bund „bis auf weiteres" keine Aktien der Commerzbank mehr verkaufen wolle. Damit behält der Bund seine Beteiligung von derzeit zwölf Prozent. „Die Commerzbank ist ein stabiles und ertragsstarkes Institut. Ihre Strategie ist auf Eigenständigkeit ausgerichtet", heißt es in der Mitteilung der Finanzagentur. „Dies begleitet der Bund bis auf weiteres mit der Aufrechterhaltung seiner Beteiligung."

In Finanzkreisen hieß es dazu, der Bund halte die Strategie der Eigenständigkeit der Commerzbank für „überzeugend". Da die Bank der größte deutsche Mittelstandsfinanzierer sei, stehe zudem für den Bund auch die Frage im Raum, ob die Kreditvergabe an diese Unternehmen im Krisenfall gesichert sei.

Anfang September hatte der Bund angekündigt, sich von seiner Commerzbank-Beteiligung trennen zu wollen, und hatte am 11. September in einem ersten Schritt einen Anteil von 4,49 Prozent im Rahmen eines Bookbuilding-Verfahrens verkauft. Dieses Paket ging an die italienische Großbank Unicredit, die gleichzeitig weitere 4,7 Prozent über den Markt erworben hatte. Dass ein einzelner Investor eine so hohe Beteiligung und insgesamt gut neun Prozent aufbauen würde, war offenbar weder von der Finanzagentur noch vom Bundesfinanzministerium erwartet worden.

Unicredit-Chef Andrea Orcel hatte zunächst sein strategisches Interesse an der Commerzbank erklärt. Allerdings hatte er zuletzt auch eine feindliche Überahme der Commerzbank ausgeschlossen. Commerzbank-Vizechefin Bettina Orlopp wiederum hatte in der vergangenen Woche erklärt, sie wünsche sich, dass der Bund seine Anteile erst mal hält. „Ich glaube, wir brauchen erst mal Ruhe", sagte sie wörtlich. Vom Einstieg der Italiener sei man doch „sehr überrascht" worden. Nun gehe es darum, sich erst mal „zu sortieren und nachzudenken, dann erst den nächsten Schritt zu gehen".

Fazit

Die Entscheidung des Bundes, keine weiteren Commerzbank-Anteile zu verkaufen, machen eine Commerzbank-Übernahme durch die italienische Großbank Unicredit derzeit unwahrscheinlich - ganz vom Tisch ist sie aber nicht. Das Interesse richtet sich nun auf die Strategietagung der Commerzbank, die in dieser Woche stattfindet. Das Institut wird dabei auch seine wirtschaftlichen Ziele für die kommenden Jahre präzisieren - und möglicherweise anheben, wie Finanzchefin Orlopp bereits vergangene Woche andeutete. 

Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Commerzbank.