Der Staat will seine zuletzt 16prozentige Beteiligung an der Commerzbank schrittweise veräußern. Das hat die Finanzagentur des Bundes mitgeteilt. „Der Einstieg des Bundes bei der Commerzbank in den Jahren 2008 und 2009 war wichtig, um inmitten der Bankenkrise die Finanzmarktstabilität zu schützen", hieß es in einer Presseerklärung.
Die Commerzbank sei jetzt aber wieder ein stabiles und ertragsstarkes Institut. „Daher ist es geboten, dass sich der Bund von den Anteilen des erfolgreich stabilisierten Instituts sukzessive wieder trennt", erklärte Florian Toncar, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesfinanzministerium. Der Bund hält über den Finanzmarktstabilisierungsfonds derzeit noch 16,49 Prozent an der Commerzbank.
Über eine mögliche Stückelung der Tranchen und den genauen Fahrplan des Ausstiegs gab es keine Angaben. Der Verkauf des betreffenden Aktienpakets werde aber „transparent, diskriminierungfrei und marktschonend" erfolgen, hieß es ergänzend in der Pressemitteilung der Finanzagentur. Kreisen zufolge soll in einem ersten Schritt ein 3,5-Prozent-Paket veräußert werden. Die Commerzbank-Aktie lag am Mittwoch in einem negativen Marktumfeld zunächst rund zwei Prozent im Minus, drehte am Nachmittag aber ins Plus.
Über einen Staatsausstieg des Bundes war seit Jahren spekuliert worden. Allerdings galt der niedrige Aktienkurs immer als Hemmnis, weil der Bund erst ab einem Kurs von rund 26 Euro ohne Verlust sich aus diesem Engagement zurückziehen kann. Offenbar nimmt der Bund jetzt in Kauf, dass sich das Engagement nicht ohne Verluste zu Ende führen lässt. Dagegen hatte der Bund bei seiner Rettungsaktion für die Lufthansa nach der Corona-Krise seine Beteiligung mit Gewinn veräußern können.
Deutsche Bank will Commerzbank nicht übernehmen
Unterdessen hat Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing einer möglichen Übernahme der Commerzbank eine Absage erteilt. „Wir fokussieren uns auf die Deutsche Bank", sagte Sewing auf dem Banken-Gipfel des „Handelsblatts" in Frankfurt. Eine Übernahme der Commerzbank durch die Deutsche Bank werde unter ihm „kein Thema" werden, sagte Sewing. In den vergangenen Jahren hatte es immer wieder Spekulationen über einen Zusammenschluss der beiden Geldhäuser gegeben. 2019 hatten die beiden Banken sogar offiziell einen Zusammenschluss ausgelotet, die Pläne aber wieder in der Schublade verschwinden lassen.
Fazit
Der Staatsrückzug bei der Commerzbank ist grundsätzlich ein richtiger Schritt. Für eine Beteiligung des Bundes gibt es nach der Stabilisierung des Instituts keinen Grund mehr. Der Bund sollte sich konsequenterweise auch aus seinen verbliebenen Beteiligungen an der Post (DHL Group) und an der Deutschen Telekom zurückziehen. Damit schafft er unternehmerischen Freiraum, der sich am Ende auch in steigenden Aktienkursen niederschlägt. In die falsche Richtung laufen dagegen die derzeitigen Pläne, die Meyer Werft mit Hilfe einer Staatsbeteiligung zu retten. Der größte deutsche Schiffbauer ist auch nicht durch eine gesamtwirtschaftliche Krise in Schieflage geraten, sondern hat sich in einer Branchenkrise gravierende Managementfehler geleistet, für die jetzt nicht der Steuerzahler zur Rechenschaft gezogen werden sollte.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Commerzbank.