Die italienische Großbank Unicredit darf ihre Beteiligung an der Commerzbank auf 29,99 Prozent anheben. Das hat das Bundeskartellamt jetzt genehmigt. Auch die Bundesregierung hat sich nochmal geäußert. Was das für die Übernahmepläne der Italiener bedeutet.

Die italienische Großbank Unicredit ist bei ihrer geplanten Übernahme der Commerzbank einen weiteren wichtigen Schritt vorangekommen. Das Bundeskartellamt hat eine Aufstockung der Beteiligung der Italiener an dem Frankfurter Institut auf bis zu 29,99 Prozent genehmigt. Laut Commerzbank hält Unicredit derzeit 9,49 Prozent direkt und 18,59 Prozent über Finanzinstrumente.

Das Kartellamt hat die Folgen einer Aufstockung auf 29,99 Prozent geprüft und keine Einwände erhoben. Laut Kartellamtspräsident Andreas Mundt komme es bereits durch den angemeldeten Minderheitserwerb zu einer Stärkung der Marktposition von Unicredit im Privat- und Firmenkundengeschäft in Deutschland. Doch in allen Bereichen seien weitere bedeutende Wettbewerber tätig. Diese verfügten ebenfalls über eine bedeutende Marktposition oder über das Potenzial, ihre Marktposition auszubauen. Für Unternehmenskunden gebe es deshalb nach einem Zusammenschluss „relevante Ausweichalternativen". Dazu zählten beispielsweise die Deutsche Bank, die DZ Bank und größere Landesbanken wie die LBBW oder die BayernLB. Daher habe die Behörde das Vorhaben ohne Auflagen genehmigt. 

Erst vergangenen Monat hatte die Bankenaufsicht der EZB einer Aufstockung der Beteiligung auf 29,99 Prozent grünes Licht erteilt. Unicredit-Chef Andrea Orcel hatte zuletzt allerdings wieder etwas Tempo aus seinem Vorhaben genommen, wohl auch mit Blick auf den Aktienkurs. Seit dem Einstieg der Italiener im Herbst 2024 hatten sich die Commerzbank-Anteile vor allem getrieben von der Übernahmefantasie beinahe verdoppelt.

Der Bund als größter Aktionär (zwölf Prozent Anteil) hatte sich bislang gegen die Pläne der Italiener positioniert. Orcel setzt hier auf Gespräche mit der neuen Bundesregierung, die allerdings erst im Verlauf des Jahres stattfinden sollen. Zuletzt rechnete der Unicredit-Chef frühestens für 2026 mit einer Entscheidung.

Die Bundesregierung bekräftigte nach der Kartellamts-Entscheidung am Montag noch einmal ihre ablehnende Haltung gegen eine Übernahme der Commerzbank. Sie unterstütze die auf Eigenständigkeit ausgerichtete Strategie des Instituts, erklärte ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums. Außerdem halte man ein unabgestimmtes und unfreundliches Vorgehen im Bankensektor grundsätzlich für nicht angemessen, wenn es um systemrelevante Zusammenhänge gehe. Auch die Commerzbank äußerte sich. Man nehme die Entscheidung des Kartellamts zur Kenntnis und setze weiter auf die eingeschlagene Unabhängigkeits-Strategie. Das Institut reklamiert für sich gerade bei der Finanzierung des deutschen Außenhandels eine führende Stellung in Deutschland .

Fazit

Die Commerzbank-Aktie reagierte auf die Kartellamts-Meldung kaum. Auch wenn die Aufsichtsbehörden die Aufstockung der Unicredit-Beteiligung an der Commerzbank auf 29,99 Prozent genehmigt haben, ist die Übernahme damit längst nicht in trockenen Tüchern. Seinen jüngsten Äußerungen zufolge wird Unicredit-Chef Orcel sein Vorhaben nicht gegen den Willen der Bundesregierung durchziehen, sondern strebt hier ein „konstruktives" Ergebnis an. Auch hat er mit der parallel laufenden Übernahme der italienischen Großbank BPM einen weiteren dicken Fisch am Haken, der Kapazitäten bindet. Fest steht aber auch: Wenn Orcel freie Bahn hat, könnte die Commerzbank schneller unter der Haube sein als gedacht. 

Commerzbank (WKN: CBK100)

Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Commerzbank.