Unicredit-Chef Andrea Orcel stiftet auf einer Investorenkonferenz in London Verwirrung: Hat Unicredit ihren Aktienanteil an der Commerzbank tatsächlich schon auf 29 Prozent aufgestockt? Wesentlich spektakulärer sind aber Aussagen über die Rendite seines Commerzbank-Investments.
Erst Ende August hatte das Mailänder Institut seinen Commerzbank-Anteil von 20 auf 26 Prozent ausgeweitet. Über Finanzinstrumente hat Unicredit Zugriff auf weitere drei Prozent. Ab einer Beteiligungsquote von 30 Prozent ist ein Übernahmeangebot an die anderen Aktionäre erforderlich.
Auf einer Investorenkonferenz in London hat Unicredit-Chef Andrea Orcel gestern mit Aussagen Verwirrung gestiftet, man habe sich nun vollständigen Zugriff auf 29 Prozent der Anteile an der Commerzbank gesichert. Dies wurde teilweise so interpretiert, dass Unicredit bereits 29 Prozent des Aktienkapitals halte. Wie sich im Verlauf des Tages herausstellte, hat Unicredit die drei Prozent an Commerzbank-Aktien, für die es Derivate gibt, aber noch nicht gezogen. Die Aktienbeteiligung liegt weiterhin bei 26 Prozent, wie auch ein Unicredit-Sprecher im Nachgang erklärte. Doch nach wie vor gilt auch: Unicredit hat Zugriff auf 29 Prozent - und ist damit nur einen Wimpernschlag von einem Übernahmeangebot für die Commerzbank entfernt.
„Wir befinden uns in einer Situation, in der wir nun die vollständige Kontrolle über unsere 29 Prozent physischen Anteile an der Commerzbank haben. Diese 29 Prozent werden konsolidiert", hörte sich das gestern in den Worten von Unicredit-Chef Andrea Orcel an, der damit unter dem Strich nichts Neues sagte. Ob und wann eine Kaufofferte folge, ließ er offen. „Wir stehen unter keinem Druck, wir können abwarten."
Auf derselben Konferenz betonte Commerzbank-Chefin Bettina Orlopp die Fortsetzung ihrer unabhängigen Wachstumsstrategie. Im Fall einer Überschreitung der 30-Prozent-Marke gebe es klare Regularien, sagte sie mit Blick auf die Anteilsaufstockung von Unicredit. Erneut forderte sie von Unicredit einen „sehr konkreten Vorschlag mit Zahlen", bevor Gespräche mit Unicredit stattfinden könnten.
Fazit
Unicredit-Chef Andrea Orcel lässt nicht locker. Noch am Wochenende malte er in einem Zeitungsinterview einen Weiterverkauf seines Commerzbank-Anteils an eine außereuropäische Bank als Drohszenario an die Wand. Weiterhin strebt er die Übernahme der Commerzbank an. Der Unicredit-Chef äußert sich in einem Nebensatz auch dazu, wie er sein Commerzbank-Investment bislang bewertet: „Wir haben die Commerzbank-Aktie zu einem niedrigen Kurs gekauft, und die Rendite unserer Investition wird 20 Prozent betragen - das kann man nirgendwo auch nur annähernd erzielen. Das ist hervorragend."
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Commerzbank.