Beunruhigende Signale aus Stuttgart: Lkw-Bauer steigert zwar Rendite und bestätigt Jahresziele. Doch Geschäft in China und Europa wird schwieriger. Und Konzernchef Daum lässt seinem Frust freien Lauf. Aktie deutlich im Minus. 

Der Lkw-Hersteller Daimler Truck hat im ersten Quartal 2024 den Gewinn um vier Prozent auf 1,21 Milliarden Euro gesteigert. Und das trotz eines Absatzrückgangs um 13 Prozent auf 109000 Fahrzeuge, vor allem aufgrund eines schwächere Asiengeschäfts und zunehmendem Gegenwind in Europa. Daimler-Truck-Chef Martin Daum sprach zunächst von einem „positiven Start ins Jahr 2024 mit robuster Profitabilität trotz geringeren Absatzvolumens". Doch dann kritisierte er scharf die Lage im Heimatland. „Das Problem ist eine wirklich depressive Stimmung in Deutschland in diesen Tagen." Die Wirtschaft brauche „einen Schuss Optimismus in die Armbeuge". Die Börse reagierte verstört auf diese Töne. Die Daimler-Truck-Aktie lag im Tagesverlauf mit minus fünf Prozent am DAX-Ende.

Dudenhöffer: „Entfesseltes Truck-Geschäft"

Vor allem die auf 9,3 (Vorjahreszeitraum: 8,8) gekletterte operative Marge sorgte allerdings auch für positive Kommentare. „Die gestiegene Ebit-Marge zeigt, dass man bei den Trucks auf einem sehr guten Weg ist", sagte Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer in einem Statement. „Die Aufspaltung der alten Mercedes in Truck und Pkw hat das Truck-Geschäft entfesselt." Trucks und Logistik seien in Zeiten der russischen Bedrohung ein Wachstumsmarkt. Teil-autonome und autonome Nutzfahrzeuge würden in der Zukunft ebenso wie alternative Antriebe auf der Innovationsseite den Truck weiter Technologieschub geben. „Man sollte das Nutzfahrzeuggeschäft nicht unterschätzen", so Dudenhöffer.

Daimler Truck bekräftigte die Jahresziele, insbesondere eines stabilen Umsatzes und eines bereinigten Ebit auf Vorjahresniveau. Die Ebit-Rendite soll zwischen 9,0 und 10,5 Prozent liegen. „Wir sind bei unseren Finanzzielen für das Gesamtjahr im Plan, spüren aber zunehmend mehr Gegenwind in Europa", sagte Daum.

Der andere Teil des aufgeteilten früheren Daimler-Konzerns, der Luxus-Autobauer Mercedes-Benz, hatte erst am Dienstag eine deutlichen Gewinneinbruch im ersten Quartal vermeldet. Mercedes machte dafür vor allem Modellwechsel und fehlende Teile für renditestarke Verbrennerfahrzeuge verantwortlich. Die Nachfrage nach Luxusautos habe sich zuletzt abgeschwächt, vor allem in China, berichtete Mercedes-Finanzchef Harald Wilhelm. Die Lieferprobleme lasten deutlich auf den Margen, was sich auch in den ebenfalls am Dienstag veröffentlichten Zahlen des VW-Konzerns widerspiegelte.

Fazit

Die Analysten von Jeffries und J.P. Morgan bestätigten nach den Zahlen ihre Kaufempfehlungen für die Daimler-Truck-Aktie - vor allem auch deshalb, weil der Stuttgarter Konzern an seinen Jahreszielen trotz zunehmendem Gegenwind festhält. Die kritischen Töne des Vorstands zur Marktlage in China, Europa und vor allem in Deutschland verheißen allerdings nichts Gutes, was sich auch im Chartbild zeigt. 

Daimler Truck (WKN: DTR0CK)

Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Daimler Truck.