Der Spezialverpackungshersteller räumt erstmals Verstöße gegen Rechnungslegungsvorschriften ein - und verspricht Aufklärung. Die Aktie reagiert erleichtert. „Übertrieben stark abgestraft".
Ist das die Trendwende bei der gebeutelten Gerresheimer-Aktie? Am Montag legten die Titel über drei Prozent zu, im Wochenvergleich steuern sie auf zehn Prozent zu. In den vergangenen zwölf Monaten hat der Anteilsschein zwei Drittel seines Wertes verloren. Das Unternehmen hatte mehrfach die Geschäftsziele gesenkt.
Doch damit nicht genug: Die Finanzaufsicht Bafin hatte dem MDAX-Konzern im September vorgeworfen, Umsätze im Konzernbericht zum Fiskaljahr 2024 falsch verbucht zu haben. Am Wochenende hatte das Unternehmen in einer Ad-hoc-Mitteilung nun erstmals eingeräumt, dass es gegen Rechnungslegungsvorschriften verstoßen und Umsätze falsch verbucht habe.
Demnach geht es um eine Vereinbarung im Volumen von drei Millionen Euro, bei der „entgegen der bisherigen Auffassung" die Voraussetzungen für eine Erfassung als Umsatz nicht vorlagen. Nun wolle man gemeinsam mit der Finanzaufsicht Bafin weitere Buchungen aus dem Geschäftsjahr 2024 prüfen, um eine „vollständige und transparente Klärung zu erreichen".
Betroffen sind davon Buchungen im Volumen von 28 insgesamt Millionen Euro, was angesichts eines Umsatzvolumens von zwei Milliarden Euro überschaubar wirkt. Das Unternehmen hatte jedoch mit den zahlreichen Gewinnwarnungen bereits die Anleger verunsichert. Die Vorwürfe der Aufsicht waren zusätzliches Gift für den Aktienkurs. Jetzt hat Gerresheimer seine Bereitschaft erklärt, die Vorgänge zusammen mit der Bafin aufzuklären. Ob sich die Lage tatsächlich stabilisiert, werden erst weitere Details der anhaltenden Prüfungen zeigen.
Fazit
Die Analysten von Oddo BHF raten zur Vorsicht: Zwar sei am Markt eine gewisse Erleichterung zu spüren, weil offenbar Schlimmeres befürchtet worden sei. Auch sei die Aktie wohl „übertrieben stark abgestraft worden". Dennoch raten die Analysten dazu, erst einmal an der Seitenlinie zu bleiben, denn es brauche handfeste positive Neuigkeiten für eine echte Neubewertung. Die Einschätzung von Oddo BHF für die Gerresheimer-Aktie lautet deshalb „neutral" mit einem Kursziel von 38 Euro.
