Beim DAX-Konzern weht seit letztem Sommer ein frischer Wind. Nun konkretisieren sich die Pläne. Die Struktur wird umgebaut. Dazu sollen, wie bereits im November angekündigt, Stellen wegfallen.

Bayer sprach in einer Pressemitteilung am Mittwoch von einem „erheblichen Personalabbau“ in Deutschland. Der Betriebsrat hat den Plänen zugestimmt.

Weniger ist mehr

Bill Anderson, der seit Juni 2023 den Pharma- und Chemieriesen lenkt, hatte bereits bei der Vorlage der schwachen Zahlen zum dritten Quartal angekündigt, dass er Stellen streichen will, insbesondere auch bei Führungskräften. Es gebe zwischen ihm und den Kunden immer noch zwölf Ebenen. Das sei einfach zuviel, so der Amerikaner, der zuvor für Roche tätig war.

Abfindungen sollen helfen

Bis Ende 2026 gilt noch eine Beschäftigungsgarantie, dann sind auch betriebsbedingte Kündigungen möglich. Bayer will aber mit Hilfe von Abfindungsangeboten und Unterstützung bei der Suche nach neuer Beschäftigung schneller vorankommen.

Zahlen noch offen

Der Stellenabbau solle in den kommenden Monaten zügig umgesetzt werden und spätestens Ende 2025 abgeschlossen sein, so das Unternehmen. Wie viele Jobs gestrichen werden sollen, ist noch offen, ebenso, wie viel die Maßnahmen kosten werden. In Deutschland arbeiten derzeit rund 22 200 Menschen für die Leverkusener, weltweit sind es rund 100.000.

Kulturwandel kommt

Dass sich Mitarbeiter des Aspirin-Herstellers warm anziehen müssen, ist seit längerem klar. Konzernchef Anderson setzt auf einen Kulturwandel bei dem traditionsreichen Unternehmen: Flache Hierarchien, weniger Manager, mehr Entscheidungsfreiheit, aber auch mehr Eigenverantwortung für die Mitarbeiter.

Viele Baustellen

Anderson hat die anspruchsvolle Aufgabe, Bayer wieder in die Erfolgsspur zu bringen. Die milliardenschwere umstrittene Übernahme des US-Saatgutherstellers Monsanto im Jahr 2018 belastet den Konzern nach wie vor: Diverse rechtliche Auseinandersetzungen rund um das Unkrautvernichtungsmittel Roundup laufen.

Patente laufen aus

In der Pharma-Sparte laufen Patente für wichtige Medikamente aus, neue Blockbuster sind noch nicht in Sicht. Erst im November gab es einen Rückschlag bei einer wichtigen Medikamentenstudie. Darüber hinaus ist die Verschuldung hoch.

Kommt die Zerschlagung?

Das Unternehmen mit seinen drei Bereichen Consumer Health (verschreibungsfreie Medikamente), Crop Science (Saatgut, Pflanzenschutz) und Pharmaceuticals (verschreibungspflichtige Medikamente) könnte vor einer Zerschlagung stehen. Anderson hatte im November gesagt, neben der Beibehaltung von drei Divisionen werde eine Trennung von der Division Consumer Health oder der Division Crop Science geprüft.

Bayer (WKN: BAY001)

Fazit

Weitere Einzelheiten zur zukünftigen Strategie wurden für den Kapitalmarkttag in Aussicht gestellt, der am 5. März stattfindet. Dann berichtet Bayer auch über die Ergebnisse des Geschäftsjahres 2023. Die Aktie machte Anlegern im letzten Jahr wenig Freude. Der Chartverlauf legt nahe, dass es Investoren bislang noch an Vertrauen in die Neuausrichtung mangelt. 

Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Bayer.