In Frankreich will die größte europäische Bank BNP Paribas die Vermögensverwaltungsaktivitäten von Europas zweitgrößtem Versicherungsriesen nach der Allianz, dem französischen Axa-Konzern übernehmen. Derzeit werden exklusive Gespräche über die Transaktion geführt. Der Kaufpreis soll bei 5,1 Milliarden Euro liegen.
Ziel sei es, die Übernahme bis Mitte 2025 abzuschließen, hieß es. Damit würde die französische Großbank zu einem der größten Vermögensverwalter für institutionelle Investoren in Europa werden. Das verwaltete Vermögen würde auf rund 1,5 Billionen Euro ansteigen. Das Marktsegment ist heftig umkämpft. Als Marktführer gilt der französische Konzern Amundi mit einem verwalteten Vermögen von zwei Billionen Euro. Die Allianz-Gruppe verwaltet über ihre Töchter Allianz Global Investors und Pimco rund 2,2 Billionen Euro. Die UBS-Gruppe kommt im Asset Management auf rund 1,5 Billionen Euro.
Mit der Transaktion könnte sich der Versicherungskonzern Axa wiederum durch die Abtrennung der Vermögensverwaltungsaktivitäten auf das Kerngeschäft mit Lebens-, Sach- und Unfall- sowie Krankenversicherungen fokussieren. Den Erlös will Axa überwiegend in Aktienrückkäufe sowie in organisches wie anorganisches Wachstum, wie der Versicherungsriese mitteilte. Der Konzern hat im ersten Halbjahr die Gesamterlöse um sieben Prozent auf 59,9 Milliarden Euro gesteigert. Der bereinigte Gewinn kletterte um vier Prozent auf 4,2 Milliarden Euro.
Auch in Deutschland ist der Markt für Vermögensverwaltung in Bewegung. Hier ging es allerdings um das Geschäft mit vermögenden Privatkunden. Erst im Mai hatte die niederländische Bank ABN Amro Übernahme der traditionellen deutschen Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe (HAL) für 700 Millionen Euro in die Wege geleitet. ABN Amro ist im Geschäft mit der Vermögensverwaltung für Reiche bereits mit der Frankfurter Bethmann Bank in Deutschland vertreten. Dadurch wird ABN Amro zum drittgrößten Vermögensverwalter in Deutschland nach der Deutschen Bank und der Commerzbank.
(mit Material von Reuters)
Fazit
Schon die HAL-Übernahme durch ABN Amro hat der Deutschen Bank und der Commerzbank einen neuen starken Wettbewerber in der Vermögensverwaltung im deutschen Kerngeschäft direkt vor der Haustür beschert. Durch die Übernahme der Vermögensverwaltungsaktivitäten der Axa durch BNP Paribas konzentriert sich dieser Markt weiter. Neben Amundi mit einem verwalteten Vermögen von zwei Billionen Euro wird jetzt BNP Paribas zur Nummer zwei in Europa, die dieses Geschäft nun über Skaleneffekte weiter kosteneffizient aufstellen kann. Die Übernahme in Frankreich erhöht auch den Druck auf Deutsche Bank und Commerzbank, ihre Aktivitäten zu fokussieren. In erster Linie erwächst aber auch der Allianz ein neuer starker Wettbewerber.