Noch am Freitag hatte Shell-CEO Wael Sawan erklärt, er würde derzeit lieber eigene Aktien zurückkaufen, als für BP zu bieten. Am Wochenende sorgten dennoch Spekulationen für Wirbel, dass der britische Ölkonzern Shell die milliardenschwere Übernahme seines Branchenrivalen BP zumindest prüft. Das berichtete die Nachrichtenagentur „Bloomberg" mit Bezug auf Insider.
Der britische Ölkonzern Shell prüfe demnach mit Beratern „ernsthaft" eine Übernahme des Konkurrenten BP, hieß es bei Bloomberg. Ein Übernahmeangebot gebe es noch nicht. Eine endgültige Entscheidung dazu hänge vom Verlauf des BP-Aktienkurse ab. Shell setze dabei auf weitere Kursverluste bei BP.
Shell kommt derzeit auf einen Börsenwert von 174 Milliarden Euro, BP auf 65 Milliarden. Während BP in der vergangenen Woche ein Quartalsergebnis veröffentlichte, das deutlich schlechter ausfiel als erwartet, konnte Shell am vergangenen Freitag mit seinen Quartalszahlen die Erwartungen übertreffen. Allerdings stellte Shell-CEO Wael Sawan an diesem Tag auch klar, dass er derzeit lieber ein Aktienrückkaufprogramm favorisiere, als ein Übernahmeangebot für BP abzugeben.
Beiden Konzernen macht der sinkende Ölpreis, die schwache Nachfrage und das angespannte Branchenumfeld als Folge des Handelskriegs zu schaffen. Analysten bezeichneten die am Freitag vorgelegten Shell-Zahlen insgesamt als solide. BP wiederum hatte sich angesichts des schwierigen Umfelds bereits im Februar zu einer strategischen Rückbesinnung auf dass Ölgeschäft entschlossen, wohl auch auf Druck des Hedgefonds Elliott. Elliott hält rund fünf Prozent an BP und fordert starke Kostensenkungen.
Fazit
Die Aktienkurse der beiden britischen Ölkonzerne sind im Jahresvergleich stark unter Druck. BP verlor in den vergangenen zwölf Monaten fast ein Drittel seines Börsenwerts, Shell rund 15 Prozent. Auf die Spekulationen reagierte die BP-Aktie trotz des Dementis am Montag mit deutlichen Kursgewinnen, während Shell im Minus lag. Analysten zufolge könnten die Konzerne bei einem Zusammengehen deutliche Kostenvorteile realisieren. Auch regional ergänzten sie sich gut. Allerdings werfe ein Zusammengehen auch Kartellprobleme auf, so dass in diesem Fall Teilverkäufe von Bereichen nicht auszuschließen seien.