Coup im Telekomsektor: Telefónica machte am Dienstagmorgen ein Angebot zur Übernahme der deutschen Tochter öffentlich. Die Aktie, die nach Bekanntwerden der Offerte vom Handel ausgesetzt wurde, legt um mehr als ein Drittel zu. Die Papiere notieren aber weiterhin unter dem Niveau von vor dem Kurssturz im Sommer.
Mehr als zwei Milliarden Euro wollen sich die Spanier die Komplettübernahme von Telefónica Deutschland kosten lassen. Das entspricht 2,35 Euro das Stück für die rund 840 Millionen ausstehenden Aktien. Laut eigenen Angaben hält Telefónica bislang direkt und indirekt 71,81 Prozent an der deutschen Tochter.
In der Mitteilung zum Angebot heißt es, ein Beherrschungs- oder Gewinnabführungsvertrag sei nicht geplant. Auch die für 2023 geplante Dividende in Höhe von 0,18 Euro stehe nicht zu Disposition. Gleichzeitig kündigte der Konzern allerdings an, mit dem Telefónica-Deutschland-Management zusammenarbeiten zu wollen, um die Dividendenpolitik anzupassen.
Nachdem die Aktie nach Bekanntwerden der Offerte vorübergehend vom Handel ausgesetzt wurde, notiert sie am Dienstagvormittag 37,6 Prozent im Plus – exakt auf dem Niveau der gebotenen 2,35 Euro. Damit sind die Papiere weiterhin gut sechs Prozent vom Schlusskurs am 1. August entfernt. Einen Tag später hatte der Wechsel von 1&1 von Telefónica Deutschland zu Vodafone die Aktie einbrechen lassen.
Am Dienstagmorgen hatte das Unternehmen noch seine Zahlen für das dritte Quartal veröffentlicht, diese gingen jedoch vor dem Hintergrund des Übernahmeangebots weitestgehend unter. Der Umsatz von Telefónica Deutschland stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 2,2 Prozent auf 2,1 Milliarden Euro. Das bereinigte EBITDA legte um 3,6 Prozent auf 665 Millionen Euro zu. Beide Werte lagen im Rahmen der Analysten-Erwartungen. Der Nettogewinn fiel mit 41 Millionen Euro zwei Millionen Euro höher aus als im Q3 2022 und bliebt damit hinter den Schätzungen zurück.
Fazit
Die Spanier nutzen geschickt die Kursschwäche der deutschen Tochter. Ob die Offerte erfolgreich sein wird, ist aktuell noch nicht abzusehen. Gut möglich, dass Aktivisten wie Elliott Management noch einsteigen und versuchen, einen höheren Preis als die gebotenen 2,35 Euro pro Aktie durchzusetzen.