Der Energietechnikkonzern Siemens Energy will sein Geschäft mit Stromnetzen deutlich ausbauen. Die Nachfrage nach Strom steigt weltweit und trifft auf eine veraltete Infrastruktur. „Wie sehen einen enormen Boom kommen“, erklärte das für die Sparte Grid Technologies zuständige Vorstandsmitglied Tim Holt am Dienstag. Die Aktie legt deutlich zu.

Die Nachfrage habe bereits Fahrt aufgenommen. Die Sparte habe ihre Aufträge von 2021 bis 2023 von sieben Milliarden auf 15 Milliarden Euro mehr als verdoppelt. Im ersten Halbjahr 2024 seien bereits Bestellungen über zwölf Milliarden Euro hereingekommen. „Wir werden in den nächsten 15 Jahren weltweit Investments in das Netz sehen, die so groß sind wie die der letzten 150 Jahre“, erklärte Holt gegenüber der „Financial Times“. „Wir wollen an diesem Boom partizipieren und investieren daher bis 2030 insgesamt 1,2 Milliarden Euro und schaffen circa 10.000 Jobs.“ Die Arbeitsplätze in Europa sollen in Deutschland, Großbritannien, Österreich, Kroatien und zu einem geringeren Teil in Rumänien entstehen. Derzeit arbeiten weltweit etwa 99.000 Menschen für den Konzern.

Beste Aktie im DAX

In den vergangenen Jahren wurde Siemens Energy vor allem von der kriselnden Windkraftsparte ausgebremst. Sie häufte zuletzt wegen Qualitätsproblemen bei Landturbinen Verluste auf. Aktionäre dürften daher angesichts der guten Neuigkeiten aus der Netzesparte deutlich aufatmen. Die Aktie führte am Dienstag mit einem Plus von rund vier Prozent den DAX in einem schwachen Umfeld an. Seit Jahresbeginn hat sich der Kurs mehr als verdoppelt, der Titel ist damit Spitzenreiter im deutschen Leitindex.

Erst vergangene Woche hatte Siemens Energy in einem anderen Feld reüssiert: Saudi-Arabien hatten den Münchnern einen Großauftrag für den Bau von zwei Gas- und Dampfturbinenkraftwerken erteilt. Die Kraftwerke sollen zusammen fast vier Gigawatt Energie liefern. Siemens Energy wird außerdem für 25 Jahre die Wartung übernehmen. Insgesamt beläuft sich der Auftrag auf 1,4 Milliarden Euro.

Goldman Sachs hatte daraufhin das Kursziel von 32,70 Euro und die Empfehlung „Buy“ bekräftigt. JP Morgan bleibt in einer aktuellen Einschätzung vor allem wegen der Windkraftsparte skeptisch, urteilt mit „Underweight“ und gibt als Kursziel 13 Euro aus.

Fazit

Die in diesem Jahr bereits aufgelaufenen Kursgewinne mahnen Investoren zur Vorsicht. Dennoch scheint Siemens Energy grundsätzlich auf dem richtigen Weg. Und irgendwann funktioniert es nicht nur mit Netzen und Kraftwerken, sondern auch mit der Windkraft.

Siemens Energy (WKN: ENER6Y)