Vorstand und Aufsichtsrat beraten hinter verschlossenen Türen über eine neue Strategie. Nach der Schlankheitskur steht jetzt wieder Wachstum auf dem Plan. Aktionäre dürften profitieren. Insbesondere die Ausschüttung an sie soll kräftig steigen.
Deutschlands zweitgrößte Privatbank arbeitet an einer neuen Strategie. Nach der Restrukturierung stellt die Commerzbank dabei nun wieder Wachstum in den Vordergrund. Neu gedacht wird daneben auch die Dividendenpolitik: Der Vorstand strebe eine Ausschüttung von mindestens 50 Prozent der Gewinne an, heißt es. Fürs letzte Geschäftsjahr waren es 20 Prozent. Das entsprach 20 Cent pro Aktie oder einer Dividendenrendite von etwa zwei Prozent.
„Die finanzielle Restrukturierung der Commerzbank ist abgeschlossen“, sagte Vorstandschef Manfred Knof dem „Handelsblatt“. Jetzt stehe Wachstum sowohl im Privatkunden- als auch im Firmenkundengeschäft auf dem Plan. Mit welcher Strategie dies erreicht werden soll, darüber brüten Vorstand und Aufsichtsrat derzeit. Am 8. November sollen die neuen Ziele dann vorgestellt werden.
Filialnetz soll bleiben
Nach dem Kahlschlag von 10 000 Stellen im vergangenen Jahr soll nun auch wieder die Personaldecke verstärkt werden. In manchen Bereichen sollen zwar weiter Jobs wegfallen, in Wachstumsfeldern würde jedoch Personal aufgebaut, so Knof. Im Visier hat die Commerzbank offenbar eine Stärkung des Geschäfts mit vermögenden Privatkunden. Das Filialnetz, das auf rund 400 halbiert wurde, soll im Wesentlichen so erhalten bleiben. Auch Zukäufe seien nicht ausgeschlossen.
Ein weiteres Thema ist die Steigerung der Eigenkapitalrendite. 2024 soll sie auf mehr als acht Prozent steigen, 2025 auf mehr als neun und im Jahr darauf auf mehr als zehn Prozent. Zum Vergleich: Dieses Ziel will Konkurrent Deutsche Bank 2025 erreichen. 2022 betrug die Eigenkapitalrendite dort bereits 9,4 Prozent.
Derzeit profitieren die Geldhäuser von den deutlich gestiegen Zinsen. Die Commerzbank peilt einen Zinsüberschuss von 7,8 Milliarden Euro an. Laut Finanzchefin Bettina Orlepp könnte sogar noch etwa mehr drin sein, obwohl die Zinssteigerungen zunehmend an die Kunden weitergegeben werden müssen, was die Margen unter Druck setzt.
Stärken möchte die Commerzbank das Auslandsgeschäft. Getreu dem Motto: Follow the money. 30 Prozent der deutschen Unternehmen würden Geschäft ins Ausland verlagern. „Wenn unsere Kunden schwerpunktmäßig woanders investieren“, so Knof, „dann folgen wir da auch unseren Kunden.“
Fazit
Die Aktie ist günstig, aber charttechnisch angeschlagen. Neueinsteiger warten noch ab, bis sich die Stimmung für den Wert aufhellt.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Commerzbank.