Die italienische Holdinggesellschaft der Familie Berlusconi hat mit ihrem freiwilligen Übernahmeangebot für den Medienkonzern vorerst keine Mehrheit erreicht. Eine neue Chance dafür ergibt sich durch die weitere Annahmefrist. Die Papiere des SDAX-Mitglieds rücken zum Wochenstart vor.
MediaForEurope (MFE), die von der Familie Berlusconi kontrollierte Mediengruppe, ist seit längerem der größte Einzelaktionär des Medienkonzerns ProSiebenSat.1. Mit einem Übernahmeangebot wollen sich die Italiener die Mehrheit der Anteile sichern. Noch hat die Gruppe damit keinen Erfolg.
Ende Juli hatten die Italiener ihre Offerte nochmal erhöht. Neben weiterhin 4,48 Euro in bar bot MFE noch 1,3 eigene Stückaktien (WKN: A3EXMP) je ProSiebenSat.1-Anteil an. Zuvor sollte es neben der Barkomponenten nur 0,4 Papiere der Bieterin geben.
Weitere Frist
Bis zum Ablauf der Annahmefrist am vergangenen Mittwochabend erreichte MFE noch keine Mehrheit. Zum Meldestichtag hielt die Gruppe selbst 33,3 Prozent der Anteile. Mit dem Übernahmeangebot sicherten sich die Italiener weitere 10,26 Prozent der Papiere. Unter dem Strich kommt MFE somit nun auf 43,6 Prozent der Anteile und Stimmrechte.
Die angestrebte Mehrheit ist aber weiterhin möglich: Über eine weitere Annahmefrist haben Investoren nochmal zwei Wochen Zeit, ihre Papiere anzudienen. Der Zeitraum dafür läuft von 19. August bis zum 1. September, 24 Uhr. Wie viele Anteile MFE nach der weiteren Annahmefrist hält, soll voraussichtlich am 4. September mitgeteilt werden.
Augen auf PPF
Parallel zur MFE-Offerte hat auch der Finanzkonzern PPF ein Angebot abgegeben. Anders als MFE streben die Tschechen jedoch keine Übernahme an, sondern wollen ihren Anteil von aktuell 15 auf bis zu 29,99 Prozent ausbauen und das SDAX-Mitglied eigenständig belassen. Dafür bietet PPF 7,00 Euro pro Aktie in bar und bezeichnete dies als sein bestes und endgültiges Angebot.
Die Frist für die konkurrierende Offerte endete zeitgleich mit der vom MFE am späten Abend des 13.August. Ergebnisse darüber, wie viele Anteile sich PPF letztendlich sichern konnte, liegen bislang nicht vor. Berichten nach soll beispielsweise der Finanzinvestor General Atlantic seine Beteiligung von 2,4 Prozent an PPF verkauft haben.
Das Management von ProSiebenSat.1 bewertete die erhöhte MFE-Offerte als angemessen und sprach sich dafür aus, dieses Angebot anzunehmen. Das Angebot von PPF sei dagegen aus finanzieller Sicht nicht angemessen.
Aktie legt zu
An der Börse profitiert die Aktie zum Wochenstart von den bisherigen Ergebnissen, rückt im Xetra-Handel rund 1,5 Prozent vor. Der Kampf um eine (Teil-)Übernahme schob die Papiere in den letzten Monaten an, seit Jahresbeginn ging es um etwa die Hälfte nach oben.
Für die Offerte von MFE mit Aktienkomponente nicht unwichtig: Die Anteilsscheine der Italiener büßten zuletzt ein. Auf dem aktuellen Kursniveau entspricht das Angebot (4,48 Euro in bar + 1,3 eigene Anteile) einem Wert von rund acht Euro je Papier von ProSiebenSat.1.
Fazit
Finanziell kommen Aktionäre von ProSiebenSat.1 mit der Offerte von MFE besser weg. Allerdings entspricht der Aktienkurs momentan in etwa dem Wert des Angebots. Anleger, die aussteigen möchten, können also auch regulär über die Börse verkaufen, ohne der möglichen Wertschwankung der MFE-Anteile ausgesetzt zu sein. Dafür lockt PPF mit einer kompletten Barauszahlung und der Möglichkeit, dass ProSieben selbstständig bleibt. Zusammen mit dem Streubesitz könnten die Tschechen die Berlusconi-Holding sogar überstimmen. Es bleibt abzuwarten, ob MFE mit der weiteren Annahmefrist noch die Mehrheit erreicht und wie viele Anteile PPF mit seiner Offerte hinter sich versammeln konnte.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: ProSiebenSat.1 Media AG.