Teuer, aber endlich Klarheit: SAP hat zugestimmt, insgesamt über 220 Millionen US-Dollar zu zahlen, um Ermittlungen wegen Korruptionsvorwürfe im Ausland beizulegen. Das US-Justizministerium und die US-Börsenaufsicht SEC beschuldigen den deutschen Software-Riesen, dessen ADRs an der US-Börse notiert sind, in Südafrika, Malawi, Kenia, Tansania, Ghana, Indonesien und Aserbaidschan Regierungsbeamte bestochen zu haben.

Shopping-Trips und Cash

Mindestens von Dezember 2014 bis Januar 2022 sollen Schmiergelder an Regierungsbeamte geflossen sein, um dem Software-Konzern Aufträge in diesen Ländern zu sichern, so der Vorwurf der SEC. Die Zahlungen sollen als legitime Geschäftsausgaben getarnt worden sein. SAP soll Beamte in Südafrika und Indonesien mit Geldzahlungen, politischen Spenden und Luxus-Shoppingtrips bedacht haben. Unter anderem sollen Südafrikas staatlicher kontrollierter Energiekonzern Eskom und Indonesiens Ministerium für maritime Angelegenheiten und Fischerei involviert gewesen sein.

Es ist bereits das zweite Mal, dass SAP Probleme mit der US-Börsenaufsicht hat: 2016 warf die Behörde den Deutschen Bestechungspraktiken in Panama vor.

Ende mit Schrecken

SAP hat den Angaben zufolge mit den Ermittlern zusammengearbeitet und unter anderem Disziplinarmaßnahmen gegen die beteiligten Mitarbeiter eingeleitet. Die Vorwürfe stehen seit 2017 im Raum, der Vergleich war seit längerem erwartet worden. Finanzielle Schwierigkeiten dürften sich für SAP aus der Strafzahlung nicht ergeben, vielmehr dürften Anleger erleichtert sein, dass das Thema abgeschlossen ist.

Starker Cloud-Fokus

Das Unternehmen setzt weiter auf Wachstum durch Cloud-Lösungen. Dazu richten die Walldorfer den Vorstand neu aus: Mit Wirkung zum 1. April 2024 wird ein neuer Vorstandsbereich geschaffen, um das weitere Wachstum und die Einführung von Cloud-Lösungen bei Kunden zu gewährleisten. Thomas Saueressig wird diesen Bereich verantworten. Muhammad Alam wird als sein Nachfolger in den SAP-Vorstand des Unternehmens berufen und die Verantwortung für die Produktentwicklung übernehmen.

SAP (WKN: 716460)

Fazit

Nach einer kleinen Verschnaufpause legt die SAP-Aktie wieder zu. Am 24. Januar werden die Walldorfer die Ergebnisse des Schlussquartals 2023 präsentieren. Laut Analyst Michael Briest von der UBS dürften die Weichen gestellt sein für ein weiteres gutes Jahr 2024. Das Kursziel des Experten liegt bei 168 Euro.