In Finanzkreisen machen Spekulationen die Runde, die US-Notenbank Fed könnte angesichts der schlechten Konjunkturdaten und der heftigen Marktreaktionen die für September ins Auge gefasste erste Zinssenkung vorziehen. Fest steht: Sie hat eine solche vorgezogene Zinssenkung bereits am vergangenen Mittwoch diskutiert.

Für Marktgerüchte, dass sich die US-Währungshüter jetzt erneut beraten, um Zinssenkungen einzuleiten, gab es dagegen zuletzt keine konkreten Anhaltspunkte. Von offizieller Seite äußerte sich am Montag lediglich der Chef des Notenbankbezirks Chicago, Austan Goolsbee. Er sagte, zwar gebe es eine gewisse Schwäche am Arbeitsmarkt, auf die die Fed ein Auge haben müsse. Doch sehe es nicht nach einer Rezession aus. Aussagen zu einem möglichen Termin für eine erste Zinssenkung macht er nicht.

Die Fed hatte nach ihrer jüngsten Sitzung am vergangenen Mittwoch (31.7.) erklärt, unter bestimmten Bedingungen könne eine erste Zinssenkung bereits auf der nächsten Sitzung am 18. September erfolgen. Fed-Chef Jerome Powell begründete diese Möglichkeit mit weiteren Fortschritten im Kampf gegen die Inflation. Angesichts nachlassenden Preisdrucks müsse sich die Fed nicht mehr ausschließlich auf das Inflationsziel fixieren. Die Fed hatte in den vergangenen Jahren angesichts steigender Inflation die Leitzinsen in mehreren Schritten angehoben. Seit Mitte vergangenen Jahres liegt der Leitzins in der Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent (siehe Grafik).

US-Leitzinsen
US-Leitzinsen

Nach der jüngsten Sitzung am vergangenen Mittwoch sorgte insbesondere Powells Aussage für Überraschung, dass das Gremium bereits auf dieser Sitzung eine Zinssenkung konkret diskutiert habe. Inzwischen rechnen die Investoren am Markt fest mit einer ersten Senkung der Leitzinsen im September. Am Freitag war allerdings in den USA ein schwacher Arbeitsmarktbericht für Juli veröffentlicht worden, der einen deutlichen Rückgang bei den Neueinstellungen und einen Anstieg der Arbeitslosenquote zeigte. Zusammen mit den schwachen Quartals-Ergebnissen einiger Tech-Konzerne beschleunigte dieser Arbeitsmarktbericht den Kursverfall an den Börsen. Neben Preisstabilität, Wirtschaftswachstum und Sicherung der Kaufkraft des Dollars zählt Vollbeschäftigung zu den Kernzielen der Fed.

Fazit

Fazit: Die Sorge vor einem breiten Konjunkturabschwung in den USA hat die Börsen weltweit auf Talfahrt geschickt. Einige Kritiker sehen die Schuld dafür auch bei der Fed, die zu lange an ihrer Hochzinspolitik festgehalten habe und nun zu spät mit Zinssenkungen auf diese Entwicklung reagiere. Die eingetrübten US-Arbeitsmarktdaten könnten in der Tat ein Nährboden sein für Spekulationen über eine vorgezogene Zinssenkung der Fed. Die Wahrscheinlichkeit dafür dürfte allerdings eher gering sein. Mit einer überraschenden Zinssenkung würde die Fed zudem wohl nur zusätzliche Unruhe im Markt schüren.

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