Carlos Tavares, Lenker des Automobilkonzerns Stellantis, warnt vor Verzögerungen bei der Umstellung auf Elektrofahrzeuge und befürchtet höhere Kosten für die Hersteller. Auch andere Branchenvertreter erhoffen sich mehr Klarheit. Derweil kämpft Stellantis auch mit hausgemachten Problemen.

Dass die Unternehmen sowohl in bestehende Verbrennungstechnologie als auch in die Umstellung auf batteriebetriebene Fahrzeuge investieren müssten, belaste die Rentabilität, erklärte Tavares. Entsprechend erhofft er sich einen schnelleren Weg hin zur Elektromobilität: „„Eine längere Übergangszeit ist eine große Falle. Wenn man einen längeren Übergang macht, ersetzt man nicht die alte Welt durch die neue. Man fügt die neue Welt der alten hinzu“, äußerte sich der Konzernchef im Rahmen des heute gestarteten Pariser Autosalons.

Hersteller mit Hilferuf

Auch beim Konkurrenten Volkswagen hofft man auf mehr Planbarkeit: „Ich hoffe, dass wir klare Zusagen und Signale von der Politik sehen werden, dass die Zukunft elektrisch ist. Und dann bin ich davon überzeugt, dass auch die Kundennachfrage anziehen wird“, sagte Vorstandsmitglied Martin Sander. 

Angesichts der schwachen Nachfrage nach reinen Stromern drängen Vertreter der Automobilindustrie auch darauf, Emissionsstandards für Europa anzupassen. Die Hersteller fordern von der EU Hilfsmaßnahmen, bevor zum Jahreswechsel die neuen CO2-Ziele für Pkw und Transporter in Kraft treten. Es fehlten Voraussetzungen, um den notwendigen Anstieg bei Produktion und Akzeptanz von emissionsfreien Fahrzeugen zu erreichen.

Stellantis (WKN: A2QL01)

Stellantis mit Nordamerika-Problem

Derweil kämpft Stellantis auch mit hausgemachten Problemen. Eine aggressive Preisgestaltung in Nordamerika schreckte Kunden ab und sorgte dort für wachsende Lagerbestände. Deshalb kassierte der Konzern zuletzt seine Gewinnziele für das Jahr. Tavares selbst wird seinen Posten als Konzernlenker im Frühjahr 2026 räumen, dann läuft sein Mandat aus. Den Verkauf einzelner Marken schließt der Konzernchef zum aktuellen Zeitpunkt aus. Frühere Angebote chinesischer Autohersteller lehnte er entsprechend ab. Zum Konzern gehören insgesamt 14 Automarken.

Fazit

Die schwächelnde Nachfrage nach reinen Elektroautos bremst den Übergang zur Elektromobilität. Der Wegfall staatlicher Subventionen, fehlende Ladeinfrastruktur, hohe Preise und schneller Wertverlust schrecken Kunden ab. Für die Hersteller bedeutet das weniger Nachfrage, zudem sind die Stromer für sie weniger rentabel als Verbrenner. Entsprechend fahren viele Hersteller weiterhin zweigleisig, was höhere Kosten verursacht. Darüber hinaus fehlt die klare politische Agenda, selbst das Verbrenner-Aus 2035 scheint nicht mehr in Stein gemeißelt. Die Unsicherheit macht Hersteller beispielsweise für Investitionen vorsichtiger.