Aufatmen in der US-Autoindustrie: Der wochenlange Streik ist für zwei der drei betroffenen Konzerne vorbei. Ford und Stellantis einigten sich mit der Gewerkschaft UAW auf Rekord-Lohnerhöhungen. Ob dies auch bei GM gelingt, ist noch offen. Die Verluste durch den Ausstand für die US-Wirtschaft werden auf insgesamt 9,3 Milliarden Dollar geschätzt.
Es war das erste Mal, dass die „Big Three“ der US-Autoindustrie gleichzeitig bestreikt wurden. Und das fast sechs Wochen lang. Ursprünglich hatte die Gewerkschaft United Auto Workers für ihre 43.000 Mitglieder ein Lohnplus von 40 Prozent verlangt analog zur Steigerung der Bezüge des Managements. Die jetzige Einigung liegt weit darunter, ist aber immer noch rekordhoch.
Sowohl Ford als auch die Chrysler- und Dodge-Muttergesellschaft Stellantis zahlen 25 Prozent mehr Lohn über die kommenden viereinhalb Jahre. Unter Berücksichtigung von Zinseszins und Lebenshaltungskosten betrage die Steigerung über die Laufzeit hinweg sogar 33 Prozent, erklärte die UAW. In einem ersten Schritt geht es sofort um elf Prozent nach oben. Der Einstieglohn steigt um 68 Prozent auf 28 Dollar. Außerdem sollen diverse Sozialleistungen wieder eingeführt werden, die nach der Finanzkrise Zug um Zug abgebaut worden waren.
Stellantis verpflichtete sich darüber hinaus, ein Batteriewerk an seinem Standort in Belvidere im Bundesstaat Illinois zu erreichten. Außerdem sollen 19 Milliarden Dollar in die US-Werke investiert und 5000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Einen Streik der mehr als 8000 Beschäftigten in Kanada konnte Stellantis am Montag nach wenigen Stunden abwenden. Dies war zuvor auch schon den Konkurrenten Ford und GM gelungen.
US-Präsident Joe Biden begrüßte die Einigung. Er erklärte, sie beweise die Macht der Gewerkschaften und der Tarifverhandlungen, die wichtige Arbeitsplätze für die Mittelklasse schaffen würden.
Ford bezifferte die Kosten des sechswöchigen US-Streiks auf 1,3 Milliarden Dollar. Bei GM werden sie bislang auf etwa 800 Millionen geschätzt. Dort ist noch keine Einigung erzielt worden, 14.400 Mitarbeiter sind noch im Ausstand. Um weiter Druck aufzubauen, rief die Gewerkschaft ihre Mitglieder dazu auf, umgehend an die Arbeitsplätze bei Ford und Stellantis zurückzukehren. „Wir sind enttäuscht von der unnötigen Weigerung von General Motors, zu einer fairen Übereinkunft zu gelangen“, erklärte UAW-Präsident Shawn Fein und kündigte an, den Streik auf ein weiteres GM-Werk in Tennessee auszuweiten.