Die Rheinmetall-Aktie hat neuen Treibstoff für ihren Höhenflug erhalten – und gleichzeitig einen heftigen Kurseinbruch erlitten: Mehr als zehn Prozent verlor die Aktie Dienstagvormittag trotz guter Nachrichten. Gewinnmitnahmen und eine Stopp-Loss-Welle haben die überraschenden Verluste offenbar ausgelöst.
Dabei war dem Absturz auf zeitweise unter 500 Euro eine positive Neuigkeit vorausgegangen. Noch in diesem Quartal will die Bundesregierung Rüstungsaufträge für bis zu sieben Milliarden Euro vergeben, berichtete der Finanzdienst Bloomberg. Drei Milliarden Euro fließen demnach in zwei neue Fregatten für die Marine, vier Milliarden entfallen auf den Düsseldorfer Konzern.
Dafür wird dieser ab dem nächsten Jahr 900 radgetriebene Transportpanzer vom Typ Fuchs liefern. Die neue Mega-Bestellung soll dazu beitragen, die Bundeswehr zu modernisieren. Daneben orderte die Regierung 20 Marder-Schützenpanzer für die Ukraine. Deren Auslieferung soll noch in diesem Jahr erfolgen.
Rheinmetall profitiert seit längerem vom starken Auftragsvolumen angesichts des russischen Überfalls der Ukraine. Ein weiterer Kurstreiber steht bereits in Aussicht. So könnte das Unternehmen den Auftrag erhalten, eine größere Kanone für den Kampfpanzer Leopard 3 zu produzieren. Er soll auch an die Bundeswehr gehen. Anstatt eines 120-Millimeter-Modells soll künftig ein 130-Millimeter-Modell verbaut werden. Das Kaliber wurde zuletzt vor 40 Jahren gewechselt. Allerdings hat die Umstellung auch eine politische Dimension, so die Zeitung „Die Welt“. Frankreich, das den Leopard 3 ab dem Jahr 2040 ebenfalls nutzen wird, bevorzugt eine 140-Millimeter-Kanone, die der französische Nexter-Konzern herstellt.
Neben den positiven wirtschaftlichen News gab es jedoch auch negative, die den Kurssturz ausgelöst haben dürften. Einerseits hat China eine zeitnahe Friedenskonferenz zwischen Russland und der Ukraine angeregt. Darüber soll der chinesische Außenminister Wang Xi bei einem Treffen mit seinem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow gesprochen haben.
Andererseits erschien eine neue Studie von Goldman Sachs zum Superzyklus im Rüstungssektor. Für die Rheinmetall-Aktie erhöhte die Bank zwar ihr Kursziel deutlich von 382 auf 606 Euro. Angesichts der Aufstockung staatlicher Verteidigungsbudgets würden europäische Rüstungsaktien derzeit aber historisch hoch bewertet. Für den Sektor insgesamt bestünde daher mehr Abwärts- als Aufwärtspotenzial. Auch Renk und Hensoldt verloren am Dienstag deutlich.