Kurz vor Veröffentlichung ihrer Quartalszahlen hat die italienische Großbank Unicredit die Übernahme des Konkurrenten BPM abgesagt. Unicredit erhöhte gleichzeitig die Gewinnprognosen deutlich. Was bedeutet das für die geplante Commerzbank-Übernahme?

Wie das Mailänder Institut mitteilte, konnten die Differenzen mit der italienischen Regierung über die BPM-Übernahme nicht aus der Welt geräumt werden. Deswegen gebe man das Projekt auf. Daraufhin sackte die BPM-Aktie im nachbörslichen Handel im Mailand zunächst um 27 Prozent ab. Am Mittwoch lag die Aktie vorbörslich zwölf Prozent im Minus. Analysten bezeichneten die Absage als überraschend und als große Enttäuschung. Dennoch gab beispielsweise JP Morgan eine Kaufempfehlung für Unicredit ab. Die Titel seien weiter aussichtsreich bei einem Kursziel von 70 Euro. 

Unicredit strebt auch die Übernahme der zweitgrößten deutschen Bank Commerzbank an. Erst vor zwei Wochen hatte die italienische Bank ihren Commerzbank-Aktienanteil auf 20 Prozent mehr als verdoppelt und war damit zum größten Aktionär des DAX-Instituts nach dem Bund aufgestiegen, der noch zwölf Prozent.

Der Bund lehnt die Übernahme ebenso wie das Commerzbank-Management ab. Dennoch hat Unicredit-Chef Andrea Orcel weitere Schritte angedeutet, um die Commerzbank unter seine Kontrolle zu bringen. JP Morgan glaubt nicht daran, dass die Wahrscheinlichkeit für eine Commerzbank-Übernahme mit der BPM-Absage kurzfristig gestiegen ist. Dagegen spreche der starke Anstieg der Commerzbank-Aktie.

Unterdessen hat die Mailänder Großbank auch die Zahlen zum zweiten Geschäftsquartal veröffentlicht. Wegen florierender Geschäfte erhöhte das Institut seine Gewinnprognose für das laufende Jahr 2025 und erwartet nun einen Überschuss von 10,5 Milliarden Euro statt wie bisher 9,3 Milliarden Euro. Bis 2027 soll der Überschuss auf mindestens elf (bisher: zehn) Milliarden Euro klettern.

Im zweiten Quartal steigerte das Institut seinen Überschuss um ein viertel auf 3,3 Milliarden Euro und übertraf damit die Erwartungen der Analysten deutlich. 2025 sollen mindestens 9,5 Milliarden Euro ausgeschüttet werden, davon mindestens die Hälfte als Dividende.

Fazit

Die Unicredit-Aktie reagierte auf den Nachrichtenmix am Mittwoch morgen bei Tradegate mit einem Plus von drei Prozent, offenbar angetrieben von der deutlich erhöhten Gewinnprognose. Das Institut kann sich bei seinen Zukaufplänen jetzt voll auf die Commerzbank-Übernahme konzentrieren. Deren Aktie lag am Mittwoch vorbörslich knapp ein Prozent im Plus

Unicredit (WKN: A2DJV6)