Warum die Börsen dennoch im Rallymodus waren: US-Inflation geht im Mai überraschend auf 3,3 Prozent zurück. US-Währungshüter lassen Zinsen trotzdem unverändert und signalisieren für 2024 nur noch eine Zinssenkung. Tür für Zinswende weiter offen.

Die US-Notenbank Fed hat auf ihrer Juni-Sitzung am Mittwoch die Leitzinsen in der Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent unverändert gelassen. Während sie auf der März-Sitzung noch drei Zinssenkungen für 2024 in Aussicht gestellt hatten, signalisierten die Währungshüter nun bis Jahresende nur noch einen Zinsschritt. Dabei waren am Mittwoch optimistisch stimmende neue US-Verbraucherpreisdaten veröffentlicht worden. Demzufolge ist die Inflationsrate im Mai auf 3,3 (April: 3,4) Prozent zurückgegangen.

Fed-Chef Jerome Powell bezeichnete den Rückgang der Inflation zwar als ermutigend. Doch seien noch mehr positive Daten nötig, um ausreichend Zuversicht zu haben, dass sich die Inflationsrate dem Zielwert der Notenbank von zwei Prozent annähere. Wann eine erste Zinssenkung zu erwarten sei, ließ die Fed völlig offen. Die 19 Ratsmitglieder haben dazu offenbar auch völlig unterschiedliche Auffassungen.

Die meisten Volkswirte interpretierten in ihren Kommentaren die Ergebnisse der Sitzung so, dass die Fed zwar weiterhin im laufenden Jahr auf eine Zinswende zusteuere. Das Potenzial für eine geldpolitische Lockerung habe sich aber reduziert - vor allem aufgrund einer insgesamt weiter diffusen Datenlage zu Inflation und Arbeitsmarkt. Dies könne bedeuten, dass sich der Weg zu einer ersten Leitzinssenkung länger hinziehe als erwartet, heißt es.

An den Börsen haben die am Mittwoch Nachmittag europäischer Zeit veröffentlichten US-Inflationsdaten unterdessen eine kurzzeitige Aktienrally ausgelöst. Der DAX ging am Mittwoch mit plus 1,4 Prozent aus dem Handel. An den US-Börsen schlossen S&P500-INdex und Nasdaq trotz der eher enttäuschenden Aussagen der Fed den dritten Tag in Folge auf einem Rekordhoch. Nachdem die Ergebnisse der Fed-Sitzung vorlagen, lag der DAX am Donnerstag  wieder im Minus. 

Fazit

Fed-Chef Jerome Powell ist bekannt dafür, dass er aufkeimende Euphorie am Markt gern wieder etwas einbremst. Insofern sind die zurückhaltenden Aussagen nach der Fed-Sitzung nur konsequent. Schließlich signalisiert der Rückgang der US-Inflation im Mai auf 3,3 Prozent gemessen an den verwirrenden Konjunktur- und Inflationsdaten der vergangenen Wochen auch noch keinen Trend. Die positive Botschaft ist, dass sich die Fed die Tür für ein Zinswende im zweiten Halbjahr weiter offen hält. Eine erste Zinssenkung im September ist bei weiter günstiger Datenentwicklung durchaus möglich.