Beim US-TV-Duell vier Monate vor den Präsidentschaftswahlen kommt Amtsinhaber Joe Biden unter die Räder. Herausforderer Donald Trump nutzt Schwächen seines Gegners aus. Der Dollar steigt. Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer: Trump treibt Aktien und Dollar, aber Anleihen würden leiden.

Nach dem TV-Duell vier Monate vor der US-Präsidentschaftswahl zwischen Amtsinhaber Joe Biden und Herausforderer Donald Trump hat der Dollar fester tendiert. Der Dollar-Index kletterte bis zu 0,2 Prozent auf 106,126 Punkte. Im US-Sender CNN lieferten sich die Kontrahenten eine erhitzte Debatte, die teilweise in eine Schlammschlacht ausartete, beleidigten sich und warfen sich gegenseitig Versagen vor. Biden klang dabei heiser und verhaspelte sich mehrfach. Seine Anhänger reagierten entsetzt auf den Auftritt es 81jährigen.

Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer äußerte sich in einem exklusiven Statement für €uro am Sonntag so zu dem Ereignis: „Das TV-Duell ließ die Renditen der US-Staatsanleihen ein wenig steigen, Dollar und Aktien gingen leicht fester. Das war keine große Marktreaktion, aber doch ein Vorgeschmack darauf, wie die Märkte reagieren könnten, wenn Trump die Wahl am Ende gewinnt. Denn er will Steuern senken, was die Rentabilität der Unternehmen erhöht und positiv wäre für Aktien und den Dollar. Aber Trump dürfte auch deutlich höhere Haushaltsdefizite fahren, worunter Staatsanleihen leiden könnten – zumal er die Unabhängigkeit der US-Notenbank angreifen könnte."

„Der Dollar schoss nach oben, sobald Biden zu reden begann"

An der Börse gehen Investoren davon aus, dass ein nunmehr noch wahrscheinlicherer Sieg Trumps bei den Wahlen den Dollar tendenziell aufwertet. „Eine Trump-Präsidentschaft bedeutet Zölle und das bedeutet grob gesagt einen stärkeren Dollar. Die Währung schoss nach oben, sobald Biden zu reden begann", kommentierte Jason Wong von der neuseeländischen Bank BNZ die TV-Debatte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Andere Anlaysten wie Redmond Wong von Saxo sagten, die Wahrscheinlichkeit für einen Wahlsieg Trumps sei nach dieser Debatte weiter gestiegen. Der Auftritt von Biden wurde mehrfach als „Katastrophe" bezeichnet.  Corpay-Analyst Karl Schamotta: „Biden legte eine katastrophale Leistung hin, was die Chancen von einem Wahlsieg Donald Trumps stark ansteigen lässt. Dies führt zu einem Anstieg der handelssensiblen Währungen - der mexikanische Peso, der kanadische Dollar und sogar der Euro fallen zum Dollar."

Fazit

Der Devisenmarkt reagiert nach der schlichten Gleichung Trump = Zölle = steigender Dollar. Beobachter registrierten zudem einen fallenden chinesischen Aktienmarkt, da sich Anleger gegen eine isolationistische Entwicklung in den USA absichern wollten. Der Markt rechnet nun mit noch größerer Wahrscheinlichkeit mit einem Wahlsieg von Donald Trump. 

Unterdessen sind in Frankreich Umfragen zufolge die Aussichten für einen Wahlsieg des rechtspopulistischen RN beim ersten Wahlgang an diesem Sonntag gestiegen. Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer rechnet allerdings nur für den eher unwahrscheinlichen Fall eines Wahlsiegs des Linksbündnisses in Frankreich mit einer schweren Eurokrise. Bei einer Mehrheit der französischen Rechtspopulisten drohten zwar Konflikte mit der EU, aber keine neue Schuldenkrise. Denn der Partei gehe es in erster Linie darum, die Präsidentschaftswahlen in drei Jahren zu gewinnen.