Unsichere Zeiten verleiten nicht gerade zum Luxus-Shopping. Diese Stimmungslage schlägt sich in der aktuellen Quartalszahlen von LVMH nieder. Das größte Luxuskonglomerat der Welt mit Marken wie Christian Dior, Bulgari oder TAG Heuer verfehlte die Erwartungen und zog den gesamten Sektor mit nach unten.
Nach dem Rekordjahr 2022 hat sich das Wachstum der Branchenriesen in den vergangenen Monaten stärker abgeschwächt als von Analysten erwartet. Zwar wuchsen im dritten Quartal die Umsätze insgesamt um neun Prozent. Doch nach dem starken Vorquartal mit einem Plus von 21 Prozent war das zu wenig. Während sich die Sparte für Mode- und Lederwaren mit einem Zuwachs von ebenfalls neun Prozent noch einigermaßen hielt, brach das Spirituosengeschäft (u.a. Moet & Chandon, Veuve Cliquot, Hennessy) um 14 Prozent regelrecht ein. Speziell in den USA ging die Nachfrage nach Cognac massiv zurück. Konkret meldete LVMH einen Umsatz von 62,2 Milliarden Euro für die ersten neun Monate, zehn Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.
Doch die unsichere Wirtschaftslage trübt den Ausblick. Vor allem bereitet die Konjunkturflaute in China der Branche Probleme. Das Land steht für ein Drittel des Weltmarkts in diesem Sektor. In der Volksrepublik war nach dem Ende der Pandemie und der rigiden Beschränkungen eigentlich mit einem spürbaren Aufschwung des Luxusgeschäfts gerechnet worden. Schwaches Wirtschaftswachstum und die Probleme im Immobiliensektor, in dem 70 Prozent der Finanzen der Bevölkerung stecken, pulverisierten diese Erwartungen jedoch. Die Inflation im Westen und die Unsicherheit über die weitere konjunkturelle Entwicklung tun ein Übriges.
Analyst Graham Renwick von Berenberg spricht von einer Normalisierung des Geschäfts. Diese Entwicklung sei zu erwarten gewesen, es bleibe aber die Frage, wie sich diese Normalisierung genau gestalten werde. Jahrelang hatte das Geschäft mit hochwertiger Mode, teuren Schuhen, Schmuck oder Uhren einen regelrechten Boom erlebt. Doch schon im Sommer waren die Aktien des Luxussektors in Rutschen gekommen. Piral Dadhania von der kanadischen Investmentbank RBC rechnet mit anhaltendem Druck auf den Sektor.
Mit einem Minus von deutlich mehr als sechs Prozent rutschte der Kurs von LVMH unter die Marke von 700 Euro – vor wenigen Monaten hatte die Aktie noch bei über 900 Euro notiert. Ähnlich hohe Verluste gab es auch bei Richemont auf, die Aktie fiel auf den tiefsten Stand seit Dezember 2022. Auch Kering, die Nummer 2 im Markt, verlor 2,5 Prozent, etwas mehr als andere Vertreter des Sektors wie Moncler, Prada oder Swatch.
Fazit
Die Luxusbranche hat Anleger jahrelang mit starken Zuwächsen verwöhnt. Jetzt schlägt das Pendel um. Die Unsicherheit über die weltweite Konjunkturentwicklung drückt auf die Geschäfte.