Der Verpackungsspezialist Gerresheimer verstärkt sich mit einer Übernahme: Die Düsseldorfer kaufen Bormioli Pharma aus Italien. Die Firma, die bei der Transaktion mit 800 Millionen Euro bewertet wird, produziert Verpackungen für die Pharma- und Biotechbranche. Die Börse feiert und beschert der Gerresheimer-Aktie einen zweistelligen Kurssprung.
Bormioli Pharma mit Hauptsitz in Parma ist ein Hersteller von Kunstoff- und Glasverpackungen für Medikamente wie Augentropfen oder Infusionslösungen sowie Verschlüsse für Tuben und andere Behältnisse. Derr Jahresumsatz liegt laut Mitteilung bei rund 370 Millionen Euro bei einer adjustierten Ebitda-Marge von etwa 21 Prozent.
Marktposition ausgebaut
Genauer gesagt wird das MDAX-Unternehmen Blitz LuxCo vom Finanzinvestor Triton übernehmen. Dabei handelt es sich um die Holding hinter Bormioli. Die Italiener produzieren an neun Standorten in Frankreich, Italien und Deutschland. Die Rheinländer, die unter anderem Ampullen und Spritzen für Pharmakonzerne sowie Flaschen für Nahrungsmittel und Getränke herstellen, stärken damit ihre Präsenz vor allem auf den südeuropäischen Märkten.
Optimale Ergänzung
Der Zukauf soll Gerresheimer zufolge die mittelfristige adjustierte Ebitda-Marge kurzfristig um 50 bis 100 Basispunkte steigern. Das Ergebnis je Aktie soll um mehr als zehn Prozent ab dem ersten Jahr nach Abschluss der Transaktion zulegen. Diese soll im vierten Quartal des Geschäftsjahres 2024 über die Bühne gehen, vorausgesetzt, dass alle zuständigen Behörden zustimmen.
„Mit der Transaktion setzen wir ein Ausrufezeichen hinter unsere Wachstumsambitionen“, erläuterte Gerresheimer-Chef Dietmar Siemssen und betonte sowohl die Ergänzungen im Produktportfolio als auch bei den regionalen Produktionsstandorten in Europa.
Geplant ist, einen neuen Geschäftsbereich Moulded Glass zu schaffen, der pro forma 2024 einen Umsatz von rund 750 Millionen Euro bei einer Ebitda-Marge von rund 21 Prozent vor Synergien errzielen soll. Börsianer reagierten erleichtert auf den Zukauf, der Titel zog zeitweise zweistellig an und setzte sich die MDAX-Spitze. Das Rekordhoch aus dem Herbst 2023 ist aber immer noch in weiter Ferne: Damals hatte die Aktie knapp 123 Euro gekostet.
Erleichterung bei Anlegern
Die Aktie von Gerresheimer hatte zuletzt nach schlechten Nachrichten bei Wettbewerben stark unter Druck gestanden. Nachdem kürzlich Schott Pharma gemeldet hatte, dass ein Großkunde weniger Injektionsspritzen kaufen wird, hatten Anleger bei Gerresheimer eine Gewinnwarnung befürchtet.
Fazit
Strategisch ist der Zukauf sinnvoll: Gerresheimer mausert sich mit dem Kauf zu einem Anbieter, bei dem Kunden aus der Pharma- und Biotech-Branche komplette Verpackungen aus einer Hand für ihre Produkte erhalten. Der charttechnische Befreiungsschlag steht aber noch aus.