Am 23. Dezember droht dem wertvollsten deutschen Konzern eine ähnliche Prozedur wie dem Gasekonzern Linde: Das DAX-Gewicht von SAP soll auf den neuen Grenzwert von 15 Prozent zurechtgestutzt werden. Das Unternehmen reagiert.
Knapp zwei Jahre nach dem Abschied von Linde aus dem deutschen Leitindex DAX wird über einen möglichen nächsten Fall spekuliert: Den Softwarekonzern SAP, mit einer Marktkapitalisierung von rund 277 Euro derzeit mit Abstand wertvollster DAX-Konzern. Siemens folgt mit 150 Milliarden Euro weit dahinter auf Platz zwei.
Wegen der erfolgreichen Aktienkursentwicklung (allein ca 70 Prozent Kursanstieg in diesem Jahr) ist das Gewicht von SAP im deutschen Leitindex immer stärker gestiegen - zuletzt auf 16,6 Prozent. Damit übersteigt es den von der Deutschen Börse vorgegebenen Grenzwert von 15 Prozent für DAX-Konzerne, der verhindern soll, dass ein einzelnes Unternehmen ein zu starkes Gewicht im Index bekommt. Die Deutsche Börse überprüft das im Vierteljahresrhythmus.
Die Deutsche Börse hatte nach den Erfahrungen mit dem Gasekonzern Linde diese Kappungsgrenze im April 2024 von zehn auf 15 Prozent angehoben, um mehr Spielraum zu geben. Doch SAP ist einfach zu erfolgreich und sprengt nun selbst diesen erweiterten Rahmen.
Der Gasekonzern Linde war vor seinem Abschied auch regelmäßig an die damalige Kappungsgrenze gestoßen. Die Gewichtung wurde daraufhin immer wieder reduziert, was zur Folge hatte, das auch Indexfonds, die den DAX abbilden, gezwungen waren, Linde-Aktien zu verkaufen, was den Aktienkurs unter Druck setzte.
Diese wiederholten Anpassungen waren ein Grund für Linde, sich von der Frankfurter Börse zu verabschieden. Linde ist inzwischen nur noch in New York notiert.
Auf eine Nachfrage von €uro am Sonntag bei SAP erklärte ein SAP-Sprecher: „Zum Thema Kappungsgrenzen sind wir mit den Verantwortlichen der Börse im Dialog. Wir bitten aber um Verständnis, dass wir weitergehende Fragen zu diesem Themenbereich nicht kommentieren."
Fazit
Das „Handelsblatt" spekuliert bereits über „Planspiele" bei SAP über einen Abschied aus dem DAX, die es in der Zentrale „sicher gebe". Allerdings dienten diese wohl eher dazu, bei den Gesprächen mit der Börse Druck aufzubauen. SAP-Finanzvorstand Dominik Asam hatte im Frühjahr gegenüber der „Börsenzeitung" zudem erklärt, dass es für SAP wichtig sei, „in unserem Heimatmarkt im DAX mit unserem vollen Gewicht repräsentiert zu sein". Linde wiederum war nach der Fusion mit dem US-Konzern Praxair schon kein deutsches Unternehmen mehr und hatte bereits eine Zentrale in den USA. Ein Abschied aus Deutschland und dem DAX ist derzeit für SAP also ein eher unwahrscheinliches Szenario.