Der Betreiber von Essenslieferdiensten passt in Spanien sein Modell für Lieferfahrer an. Diese wird das Finanzergebnis im kommenden Jahr allerdings spürbar belasten. Investoren reagieren und schicken die Anteilsscheine heute deutlich auf rotes Terrain.
In Spanien betreibt Delivery Hero sein Geschäft mit Essenslieferungen unter der Marke Glovo. Die Geschäftsführung des Unternehmens hat sich entschieden, das Beschäftigungsmodell für Lieferfahrer in Spanien zu ändern. Statt als Freiberufler werden diese nun fest angestellt. Damit soll weitere rechtliche Unsicherheit vermieden werden, die mögliche zukünftige Verbindlichkeiten erhöhen würde.
In Spanien wartet das Unternehmen auf eine endgültige Gerichtsentscheidung bezüglich angeblicher Falschklassifizierung von Lieferfahrern. Bislang hat Glovo seine Fahrer als Freelancer beschäftigt.
Belastung für Konzernergebnis
Die nun angekündigte Anpassung des Beschäftigungsmodells für die Lieferfahrer beschränkt sich für Delivery Hero nur auf Glovo in Spanien. Die Konzernmutter erwartet dennoch, dass die Änderung das operative Ergebnis (bereinigtes Ebitda) von Glovo im kommenden Jahr mit etwa 100 Millionen Euro belastet. Dennoch soll Glovo 2025 ein positives bereinigtes Ebitda erzielen.
Delivery Hero kalkuliert damit, die möglichen zukünftigen Verbindlichkeiten (Eventualverbindlichkeiten) für Glovo im Geschäftsbericht 2024 auf 440-770 Millionen Euro zu erhöhen. Zum Halbjahr wies Delivery Hero diese mit 330 bis 550 Millionen Euro aus. Rückstellungen sollen nicht gebildet werden, da die Berliner keine ausreichende rechtliche Grundlage für die Entscheidungen der Arbeitsbehörde in Spanien sehen.
Bis zu einer finalen Gerichtsentscheidung muss Glovo die Beträge, die in den nächsten Jahren fällig werden, vorläufig zahlen oder Bankgarantien für diese stellen, teile Delivery Hero mit. Die erste Zahlung und/oder Bankgarantie wird frühestens für das zweite Quartal 2025 erwartet.
Aktie unter Druck
Investoren verlieren nach der Meldung heute den Appetit auf die Delivery Hero, die Papiere verlieren im Xetra-Handel aktuell über elf Prozent. Analysten der US-Bank JP Morgan werten die Meldung als „leicht negativ“. Eine Entscheidung der spanischen Behörden, die den Erwartungen des Unternehmens entspricht, könne jedoch einen langfristigen Nachteil für Delivery Hero ausräumen.
Für den Konkurrenten Just Eat Takeaway, der seine Fahrer bereits als Angestellte beschäftigt, sei die Nachricht leicht positiv, da die Kostenbasis nun vergleichbar sei. Die Aktie der Lieferando-Mutter legt zur Stunde mehr als ein Prozent zu.
Fazit
Die Umstellung auf ein beschäftigungsbasiertes Modell für die Fahrer in Spanien soll die rechtlichen Risiken mindern, drückt aber auch auf den operativen Konzerngewinn. Die 100 Millionen Euro dürften für 2025 zu einer Senkung der Konsensschätzung um etwa neun Prozent führen. Bislang haben die Analysten beim Ebitda etwa 1,08 Milliarden Euro auf dem Zettel. Investoren preisen die Belastung bereits ein.