Im frühen Handel springt heute die Aktie des Berliner Essenslieferanten Delivery Hero auf Tradegate um mehr als sechs Prozent nach oben. Hintergrund ist die Meldung, dass der Tech-Konzern Prosus den Wettbewerber Just Eat Takeaway für 4,1 Milliarden Euro übernehmen will. Das lässt Anleger wohl auf weitere Deals in der Branche hoffen.
20,30 Euro je Aktie bietet der Investor aus den Niederlanden. Das entspricht einem Aufschlag von 63 Prozent auf den Schlusskurs der Just-Eat-Aktie am Freitag und einer Prämie von 49 Prozent gegenüber dem Durchschnittskurs der letzten drei Monate.
Mit der Übernahme soll ein neuer europäischer Tech-Champion im Bereich der Lieferdienste entstehen, so Prosus. Der Konzern, der mehrheitlich dem südafrikanischen Unternehmen Naspers gehört, hält auch einen Anteil von 28 Prozent an Delivery Hero.
Sowohl Vorstand als auch Aufsichtsrat von Just Eat Takeaway empfehlen einstimmig, das Angebot anzunehmen.
„Prosus unterstützt unsere strategischen Pläne voll und ganz und wird mit seinen umfangreichen Ressourcen dazu beitragen, unsere Investitionen und unser Wachstum in den Bereichen Lebensmittel, FinTech und anderen angrenzenden Bereichen weiter zu beschleunigen“, kommentierte Just-Eat-Takeaway-Konzernlenker Jitse Groen laut Pressemitteilung.
Sowohl Delivery Hero als auch Just Eat Takeaway haben harte Zeiten hinter sich: Auf den enormen Boom während der Corona-Pandemie folgte ein Kursabsturz. Hohe Verbraucherpreise und Konsumzurückhaltung bremsten ebenfalls das Wachstum. Und die Konkurrenz in der Branche ist extrem hart.
Erst vor wenigen Tagen hatte Citi die Aktie von Delivery Hero auf „ Verkaufen“ abgestuft und das Kursziel von 28 auf 26 Euro gesenkt – obwohl die Zahlen des MDAX-Konzern im vierten Quartal besser ausgefallen waren als erwartet. Hintergrund waren Befürchtungen zunehmender Konkurrenz im Nahen Osten und Nordafrika. Hier expandiert der chinesische Rivale Meituan derzeit stark. Delivery Hero ist in über 70 Ländern aktiv und setzt neben dem Nahen Osten auch in einigen asiatischen Märkten auf Wachstum.
Wie hart das Geschäft ist, zeigt sich daran, dass Just Eat Takeaway erst im November eine Beteiligung mit hohem Verlust verkauft hat: Die Niederländer trennen sich für 650 Millionen Dollar von der US-Essenlieferungsapp GrubHub - ein heftiger Abschlag gegenüber den 7,3 Milliarden Dollar, die man im Jahr 2021 für die Firma gezahlt hatte.
Zu intensiv war der Konkurrenzkampf auf dem US-Markt. Es gelang nicht, den Wettbewerbern Uber Eats und DoorDash Marktanteile abzunehmen – und auch in Sachen Profitabilität war der Deal enttäuschend.
Fazit
Bei der schwankungsfreudigen Delivery-Hero-Aktie wagen nur nervenstarke Anleger mit Mut zum Risiko eine Wette.