Der niederländische Medizintechniker verzeichnet endlich wieder ein wachsendes Neugeschäft und verdient im abgelaufenen Jahresviertel besser als erwartet. Investoren reagieren begeistert und sorgen bei den Papieren für einen Kurssprung. Derweil sind Analysten nicht ganz so euphorisch. 

Trendwende bei Philips? Erstmals seit zwei Jahren verbuchte der Konzern einen gestiegenen Auftragseingang. Im zweiten Jahresviertel stieg dieser auf vergleichbarer Basis um neun Prozent, für die erste Jahreshälfte steht ein Zuwachs um drei Prozent. Zugewinne gab es vor allem in Nordamerika. Milliardenschwere Klagen wegen fehlerhafter Beatmungsgeräte für die Schlaftherapie hatten Philips in den letzten Jahren zugesetzt. 

Ich bin ermutigt durch unser zurückgekehrtes Wachstum des Auftragseingangs in diesem Quartal, das vor allem von Nordamerika getragen wird

Roy Jakobs, CEO von Philips

In den drei Monaten bis Ende Juni lagen die Verkaufserlöse bei 4,5 Milliarden Euro und stagnierten damit auf Niveau des Vorjahres. Die vergleichbaren Umsätze stiegen um zwei Prozent. Rückläufig verlief das Geschäft in China. Konzernchef Roy Jakobs erwartet hier jedoch Besserung in der zweiten Jahreshälfte. 

Gewinn über Erwartung

Das operative Ergebnis (bereinigtes Ebita) stieg zum Vorjahr um 9,3 Prozent und übertraf mit 495 Millionen Euro die Erwartungen der Analysten. Die entsprechende Marge verbesserte sich um einen Prozentpunkt auf 11,2 Prozent. Dazu trug auch der anhaltende Stellenabbau bei. 

Hinzu kam eine Versicherungszahlung in dreistelliger Millionenhöhe in Verbindung mit Haftungsansprüchen bei der Sparte Respironics. Zu dieser gehören auch die Produkte für die Schlaf- und Atemwegstherapie. Dadurch verbesserten sich die Erträge aus dem operativen Geschäft auf 816 Millionen Euro, nach 221 Millionen Euro vor einem Jahr.  

Prognose bleibt, Aktie steigt

Für das laufende Geschäftsjahr erwartet Philips ein Wachstum der vergleichbaren Umsätze um drei bis fünf Prozent bei einer bereinigten Ebita-Marge von elf bis 11,5 Prozent. Mögliche Folgen laufender Gerichtsverfahren sind darin nicht berücksichtigt.  

Investoren zeigten sich angesichts der verbesserten Auftragslage zuversichtlicher, die Papiere gewinnen im Xetra-Handel über zehn Prozent. Seit Jahresbeginn ging es rund 28 Prozent aufwärts.

Philips (WKN: 940602)

Analysten vorsichtiger

Die Resonanz der Analysten fällt noch verhalten aus: Die US-Investmentbank Jefferies schrieb von einem „anständigen“ Umsatzwachstum und einer „netten“ Margenverbesserung, lobte auch den Auftragseingang. Die Bewertung der Aktie spiegle jedoch nicht die verbleibenden Herausforderungen und die hohen Vergleichswerte für das dritte Quartal wider. Die Investmentbank Morgan Stanley sieht die Verkäufe im Rahmen der Erwartungen, Kollegen von Bernstein verwiesen darauf, dass die Konsensschätzung für die bereinigte Ebita-Marge in diesem Jahr bereits am oberen Ende der bestätigten Prognosespanne liege.

Fazit

Philips kann die Misere um die fehlerhaften Beatmungsgeräte zunehmend hinter sich lassen. Das Vertrauen der Kunden und Investoren scheint ein Stück weit zurückzukehren. Nun gilt es, dies in den kommenden Monaten zu bestätigen. Analysten bewerten die Papiere aktuell mehrheitlich als Halteposition.